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Montag, 30. März 2015

… und wieder mal "Analoge Morgenröte"

© 2015, Martin Storz • Canon EOS RT mit EF 2.8/40mm Pancake, Tri-X in Adonal 1:50, 13min

Es ging mir leichter von der Hand als gedacht: nach mehr als einem Jahrzehnt hat Dr. Photo mal wieder Chemie angerührt und einen SW-Film entwickelt.
Adonal (Emofin) ist zwar kein Feinkornentwickler, aber mit dem darstellbaren Kontrastumfang bin ich zufrieden.
Das Motiv muss ich nicht kommentieren – das war ein Test.

siehe auch "Analoge Morgenröte?"

Sonntag, 28. Februar 2010

Dr. Photo's sonntägliche Sprechstunde

Herr P. Z. fragt nach Dr. Photos abschließender Meinung zur Panasonic GF1.


Dr. Photo: „Ein Resumee über die GF1, das Lumix 1.7/20mm und das Makro-Elmarit 2.8/45mm kann ich eigentlich nur für mich ziehen.

Wichtig ist eben die Basis, von der aus man beurteilt. Vor allem, wenn das Resümee womöglich eine Kaufentscheidung beeinflusst.


Das Niveau an Bildqualität ist heute bereits so hoch, dass Unterschiede nur noch marginal sind und im "brausenden Leben" kaum eine Rolle spielen.

Zu sagen, für das gleiche Geld bekomme ich von jeder Marke die gleiche Qualität, ist bestimmt nicht ganz falsch. Und Unterschiede sind oft reine Geschmacksache.


Wir fotografieren heute noch mit den Optiken aus analogen Zeiten und haben in ca. 10 "digitalen" Jahren hardwareseitig gerade mal eine Verdoppelung der Auflösung (von 3 auf 12MP ist nur Verdopplung!) gesehen.

Mehr macht allerdings wenig Sinn: die Dateien werden monströs groß und müssen zum Versand/Druck wieder runtergerechnet werden - absurd.


Die größten qualitativen Verbesserungen fanden bei der Software statt: Möglichkeit mit RAW-Dateien zu arbeiten, verbesserte RAW-Konverter,, verbesserte JPG-Verarbeitung in der Kamera etc.

Soft beats Hard!


Zur Kamera:

den Kauf der GF1 habe ich bisher noch keinen Tag bereut - im Gegenteil.

Die Kamera ermöglicht es mir, das was ich mit der Ricoh GRD II angefangen habe, auf qualitativ höherem Niveau fortzusetzen.

Die Kamera setze ich für gewisse Termine auch beruflich ein.

Die Bilder werden von Printmedien wie von Agenturen ohne Anstände akzeptiert.

Als Zweitgehäuse könnte ich mir eventuell eine GH1 oder deren Nachfolger vorstellen.


Bei Kameras spielt neben der Qualität auch der "Formfaktor", die Haptik eine große Rolle.

Bei den Objektiven gibt es allerdings kein vertun: beide sind so exzellent, dass sie den Vergleich (im Bildergebnis) mit einer Leica-Optik nicht scheuen müssen.

Ich hoffe, ein Pancake-Weitwinkel gleicher Güte folgt noch im Frühjahr.


Im Blog gibt es rechts jetzt auch das Label "GF1". Damit werden zusammengefasst alle Bilder/Artikel zur Kamera aufgerufen.


Ich hoffe, das war etwas hilfreich.

Trotzdem: alles in die Hand nehmen, schauen, fühlen, dann selbst entscheiden.




Frau U. R. schreibt: „Ich möchte gerne im Rahmen meines kulturwissenschaftilichen Artikels "Adiaphora - dritter oder vierter Raum?" ein Foto aus dem Sept. 2007 von Ihnen verwenden, das ich auf der Seite http://thepubliceyeblog.blogspot.com/2007/09/vorsicht-falle.html gefunden habe. Es handelt sich um zwei Frauen auf der Straße, die einander an/mit den Armen im Gehen berühren.

Gestatten Sie mir, das Bild zu veröffentlichen (in einem Sammelband, der voraussichtlich im Winter diese Jahr erscheinen wird, sowie in einer Netzpublikation?


Dr. Photo sagt: „Selbstverständlich! Ich werde die Wissenschaft auch weiterhin energisch und aufs Kräftigste unterstützen!“




Herr W. H. schreibt: „Erst ein mal möchte ich Sie ihrer Bilder wegen loben, sie sind wirklich gut! Ich bin heute auf Ihren Blog gestoßen und hab ihn gleich einmal durchgestöbert.

Und weil ich bisweilen vergeblich nach guten Motiven suche, wollte ich Sie fragen, wo genau Sie denn ihre Fotos aufgenommen haben? Unter den Bildern erwähnen Sie verschiedene Kameras, gehören die alle Ihnen? Dann wollte ich noch eine Frage loswerden: Welche Objektive besitzen Sie?“


Dr. Photo: „ Vielen Dank für das freundliche Lob!

Unter dem Label „Bilder“ sind jetzt über 400 Fotos gelistet. Natürlich wüßte ich bei jedem einzelnen Foto sofort wieder, wo ich es aufgenommen habe. Manchmal steht es ja auch dabei, aber aufzählen kann ich die vielen Orte leider nicht.

W. Eugene Smith schrieb: „Viele Fotografen fanden und finden ihre Sujets in ihrer direkten Umgebung …“

Und Willi Ronis hat gesagt: „"Ich bin niemals ohne meine Kamera aus dem Haus, selbst wenn ich nur zum Bäcker gegangen bin."

Schade, wenn ich bei Andreas Altmann - Im Herz das Feuer - lese: "… und er [ein Magnum-Fotograf] sagte den so befremdlichen Satz: "In Paris bin ich blind." […] er hätte zu lange hier gelebt, seine Augen wären stumpf geworden, er müsse raus, erst draußen. außerhalb der Stadtgrenzen, käme seine Sehkraft zurück.

Den eigenen Lebensbereich immer und immer wieder mit offenen Augen - open minded - zu durchstreifen, auch ein scheitern zu riskieren, halte ich für enorm produktiv.


Die Kameras, die ich benütze, gehören allesamt zu Dr. Photo's "Praxiszubehör".

Allerdings unterscheide ich meistens zwischen beruflichem und privaten Einsatz - privat mag ich es eher klein.

Objektive besitze ich mit Sicherheit viel zu viele: aber überwiegend fotografiere ich mit Brennweiten zwischen 28 und 90mm und dafür würde ein gutes Zoom oder zwei, drei Festbrennweiten mehr als ausreichen.

Aber im Laufe eines Fotografenlebens sammelt sich halt so einiges an …



Das wär's für heute!

Es grüßt ganz herzlich und wünscht eine schöne Sonntag ohne Sturmschäden

eurer Dr. Photo*



*Sprechstunde nur nach Vereinbarung!



Freitag, 25. Dezember 2009

Auf Dr. Photo's Gabentisch fand sich …

… ein wunderschöner Kalender vom großen Werner Bischof (zusammen mit Willy Ronis von mir überaus geschätzt!)

… ein ganz bestimmt interessantes Reisebuch von Andreas Altmann (einem würdigen Nachfolger von Bruce Chatwin).
Doppelt spannend die Indienreise, weil ich heute mit meinem Sohn Max in Udaipur geskypet habe.




… und von den lieben Münchnern gab es was ganz Außergewöhnliches: Hammerling, Zug.
Schräge, anarchische Musik aus Bayern.

Jo mei, wo sammer denn?

Freitag, 27. November 2009

Dr. Photo's Wort zum Sonntag: Fotografische Exerzitien!

Wenn genug …

… einfach nicht mehr genügen will …

… dann wird es Zeit für …


Exerzitien.

Darunter kann man so allerhand verstehen, vor allem wenn man an diesen Hintergrund denkt.

Aber vom lateinischen exercitium leitet sich auch das englische Wort exercise ab und von dort geht es nicht nur stande pede zum workout, sondern auch zur Übung, zur Anwendung.

Übung brauchen wir um fit zu bleiben, auch im übertragenen Sinne, fit für das Sehen, für das Erkennen und Begreifen, aber auch fit für das Anwenden, das Umsetzen des Gesehenen via Fotoapparat und Software.

Auch in Zeiten, wo die Kreativität zu versiegen scheint, wo die Augen nichts sehen, wo man nicht mehr recht weiß, was das ganze eigentlich soll - auch in solchen Schaffenskrisen sollten wir in Übung bleiben.

Einfach "knipsen", die Fotos auf den Rechner laden, edieren und wenn wir auch sehen: Alles nix! trotzdem an einem Bild arbeiten, Kopf, Auge und Herz wieder in eine Linie zu bringen.

Fotografische Exerzitien heißt:
  • sich intensiv einer Aufgabe widmen, sich dafür Zeit nehmen, zur Besinnung kommen um neue Kraft zu schöpfen, auch in einer Zeit in der genug einfach nicht genügen will
  • und Erfahrungen zu sammeln, die man für sich nutzen, aber auch anderen weitergeben kann

das verschreibt euch (Achtung Privatrezept!) Dr. Photo
und wünscht ein schönes Wochenende


Foto mit GF1 und Makro-Elmarit 2.8/45mm

Freitag, 13. November 2009

Heraus aus den Schubladen! - Dr. Photo's Wort zum Sonntag

… and they all get put in boxes,
Little boxes, all the same.
And there's journalists, and photographers
And artists, a
nd they're all made out of ticky-tacky …
...and they all live in little boxes and they all look just the same"

so oder so ähnlich ;-) sang Pete Seeger in seinem Lied Little Boxes (das der schwäbische Liedermacher Thomas Felder in: "Kloina Kischtla aufm Sonnaberg, kloina Kischtla ganz aus Betonnbabba ..." übertrug).


Andreas Trampe ist Bildchef beim STERN und antwortet auf die Frage von Bildwerk3:
"Was empfehlen Sie Nachwuchsfotoreportern, um heute Beachtung zu finden? Sind es besondere Themen oder ist es eine eindrucksvolle Bildsprache?"

"Ein eindeutiges Profil, dass aus exzellenter Bildsprache und möglichst einem Themenschwerpunkt besteht, so dass er /sie für bestimmte Inhalte/Bildsprache steht und somit für Agenturen, Zeitungen und Zeitschriften verlässlich einzuordnen ist."

Verlässlich einordenbar! Und möglichst nur mit einem Themenschwerpunkt! Das sind also - natürlich neben der exzellenten Bildsprache - die Primärtugenden des guten Fotojournalisten?

Ha! Das hätten sie gerne, die Damen und Herren Kunstdirektoren und Redaktors.

Aber nicht mit uns!

Wir bleiben Universalisten!

Und wenn wir wollen, vielleicht auch mit einem Spezialgebiet!

Aber wir fotografieren (fast) alles von "Sport bis Mord".

Wir machen das gut und wechseln unsere Themenschwerpunkte und unser Profil so, wie wir das Genre wechseln!

Wir lassen uns von euch "Bildverwertern" nicht in eure "little boxes" stecken!

Wir halten es mit vielen unserer großen Kollegen wie z. B. Garry Winogrand, der sich auch nicht in eine Schublade stecken lassen wollte. Auch nicht in die der "street photography".


Heraus aus den Schubladen! Kommt ins Offene, Freunde!


Donnerstag, 29. Oktober 2009

Dr. Photo goes Video - oder: "Mehr her! rufen die Gäste …



… bis der Wirt die Rechnung zeigt."
Dieser Spruch kam mir in den Sinn, nachdem ich meine erste Einführung in die schöne neue DSLR-Videowelt hinter mir hatte.
Ein großer Video-Hype ist ausgebrochen, seit wir mit preisgünstigen Kameras im "Kinoformat" filmen können.

Lassen sich die Kameras tatsächlich so ohne weiteres im Alltag einsetzen? Kann ich als Fotojournalist mit einer Kamera ohne Nachführfokus und mit geringer Tiefenschärfe wirklich so einfach nebenher "Nachrichten-footage" produzieren.

Tatsächlich können wir mit einer der aktuellen Combo-Cams sofort anfangen zu filmen (bitte um Nachsicht für ein Erstlingswerk, bei dem ich alle Fehler gemacht habe, die man nur machen kann) - nur …

  • … schön wäre es einen vernünftigen Sucher/Monitor zu haben (400 bis 900 Euro)
  • ein externes Mikrofon, vom Gehäuse entkoppelt, man hört sonst nur den Wind und die Kamera (200 bis 1000 Euro)
  • ein Kopflicht/Catchlight, verhindert z.B. "tote Augen" beim Interview (300 Euro)
  • die Matbox gegen Streulicht und für die Graufilter (30o bis 800 Euro). Macht Sinn, wir sollten mit langen Verschlußzeiten arbeiten können ohne abblenden zu müssen
  • eine Schärfe, zum scharfstellen während des Filmens (350 bis 700 Euro). Am Objektiv drehen geht nicht
  • dazu macht sich dann ein externer Akku für Licht und Monitor/Sucher nicht schlecht (2 x 200 Euro zzgl. 200 Euro fürs Ladegerät)
  • das ganze montiert auf ein Rig, ab 800 Euro in der Grundausführung für die Stativmontage und bis ca. 2500 Euro, wenn man die Kamera auf die Schulter nehmen will
  • und nach dem Filmen kommt noch die Postproduktion (Rechner ab MacBook Pro o. ä. vorausgesetzt): ca. 1000 Euro für eine vernünftige Software und nicht zu vergessen eine schnelle externe FW-Festplatte für die Video-Daten (durch die vielen Zugriffe bei der Postproduktion wird eine Festplatte sehr beansprucht, deshalb keine Systemplatte benutzen!)

Über ein Video-Stativ und externes Licht will ich gar nicht reden.

In der Werbung und bei der Produktion von Musikvideos haben die Combo-Kameras eingeschlagen wie eine Bombe.
Warum? Weil sich die Produktionskosten durch das sensationell billige Equipment drastisch senken lassen.
Dazu kommt wegen des Sensorformats (entspricht ungefähr super35) eine Bildsprache, wie sie sich mit Videokameras nicht oder nur kompliziert erzeugen lässt.

Im Nachrichten- oder Dokumentationsbereich werden die Stärken aber zu Schwächen.
Und der "günstige" Preis für die Kamera ist am Ende doch nur ein Posten unter vielen auf einer großen Rechnung.

Wenn wir auf youtube oder viemo all die wunderbaren Filme anschauen, gedreht mit einer Kamera, wie wir sie auch in der Fototasche haben, immer dran denken:
… bis der Wirt die Rechnung zeigt."


Freitag, 16. Oktober 2009

Dr. Photo's Wort zum Sonntag - Fotografie vs. Fotokopie



Eine Fotokopie ist eine möglichst exakte Ablichtung einer Vorlage.

Eine Fotografie ist eine subjektive Interpretation eines Sujets, eines Motivs (einer Vorlage).

Häufig wird Fotografie aber mit Fotokopie verwechselt.

Zum zentralen Gegenstand der Fotografie wird eine möglichst naturgetreue Darstellung eines Sujets, wobei es weniger ums das Motiv selber, als um eine technisch optimale und naturgetreue Umsetzung geht.
Also eine gute Wiedergabe muss in erster Linie scharf sein, Farben und Tonwerte müssen nach der Natur sein, Eigenheiten der technischen Umsetzung wie Korn oder Rauschen dürfen die getreue Abbildung nicht verfremden
Leider bleibt die "Kopie" notwendigerweise immer unvollkommen, nicht zuletzt weil die Abbildung (noch) zweidimensional ist.

Fotografie - mit Licht malen - ist ein bildgebendes Verfahren, das in verschiedenen Zusammenhängen eingesetzt wird.
Im Bereich der Dokumentation durchaus auch in der Art der Fotokopie.

Fotografie ist aber in erster Linie eine Form der Interpretation.

Möchte ich etwas interpretieren, muss ich es vorher verstanden haben.
Wohlgemerkt mein Sujet muss ich verstanden haben, nicht den technischen Prozess der Abbildung.

„Die Photographie ist eine wunderbare Entdeckung, eine Wissenschaft, welche die größten Geister angezogen, eine Kunst, welche die klügsten Denker angeregt – und doch von jedem Dummkopf betrieben werden kann“ so Nadar 1856

Die handwerklich perfekte Reproduktion einer Vorlage ist eine Sache, die Umsetzung einer Idee aber eine ganz andere.

Wer sich heute in der "digitalen" Fotoszene tummelt, wird leider feststellen, dass technische Fragen die Diskussion beherrschen.
"Es ist wahr, dass ich eine Menge, nun, schlechter Bilder veröffentliche.
Bei der Prüfung einer Kamera oder eines Objektivs mache ich tatsächlich eine Menge wirklich schlechter, langweiliger Bilder, weil sie mir etwas Bestimmtes über die Leistungsfähigkeit des Produkts zeigen." schreibt ein Kollege, begnadeter Kolumnist, erfolgreicher Blogger in der internationalen Foto-Szene.
Erstaunlich die Selbstkritik einerseits was die Fotos angeht.
Viel erstaunlicher aber andererseits, dass man meint, die Leistungsfähigkeit eines Produkts durch schlechte Bilder beweisen zu können.

Das Werk macht den Meister. Und wenn es gut ist, ist damit auch hinreichend die Qualität des Werkzeugs bewiesen.

Ist es nicht so?


Ein kreatives herbstliches Wochenende wünscht
Dr. Photo





Freitag, 11. September 2009

Dr. Photo's Wort zum Sonntag

Schade - wegen Serverüberlastung war es eine etwas verunglückte Vorstellung der Leica M9 und der Leica X1.
Eigentlich haben wir ja schon alles gewusst, aber allein des "geschliffenen" Englisch wegen hat sich das Reinschauen doch gelohnt, oder?


Leica hat vor gut 3 Jahren mit der M8 den glücklosen Versuch gemacht, sich mit der klassischen Messsucherkamera den Platz im "digitalen Zeitalter" zurück zu erobern, den sie in der "analogen Zeit" so erfolgreich inne gehabt hatten.

Was dann allerdings folgte, war eine Geschichte aus Kompromissen und Pannen.
Darüber konnten weder die nachgeschobene aufgemotzte M8.2 noch die etwas peinlichen Sondereditionen hinwegtäuschen.
(Wer Lust hat darüber nachzulesen: hier sind gesammelte Artikel dazu aus diesem Blog)

Keine Frage, die Leica M9 ist endlich die kompromisslose und würdige Nachfolgerin der analogen M-Leica.

Kompromisslos vor allem, weil das Messsucherprinzip seine Stärken im Bereich Weitwinkel bis zur Normalbrennweite hat. Da ist die manuelle Scharfeinstellung schnell und sehr präzise und da besticht auch die Möglichkeit mehr als den von der Optik erfassten Bereich zu übersehen und so den "decisive moment", den entscheidenden Augenblick kommen zu sehen.
Eine Messsucherkamera mit "eingebauter" Brennweitenverlängerung wie die M8 es war, ist schlicht und einfach widersinnig.

Und wir sind alle darauf gespannt, ob die M9 mit ihrem 18MP-Kodak-CCD-Sensor und dem Verzicht auf ein Anti-Aliasing-Filter (dient hauptsächlich zur Minderung von Moiree-Effekten, verursacht aber Unschärfen, die später korrigiert werden müssen) die Bildqualität aktueller DSLR's erreichen bzw. toppen kann.

Ob sie ihren Preis wert ist, kann allerdings jeder nur für sich selbst entscheiden.
Wer noch einige Leica-Objektive in der Vitrine hat, wird für das nackte Gehäuse mit ca. 5500 Euro zur Kasse gebeten, das entspricht dem Preis einer aktuellen High-End-DSLR und erscheint mir nicht unangemessen.

Teurer wird es allerdings für den, der eine oder gar mehrere Optiken dazu kaufen möchte.
Ein "günstiges" Summarit 2.5/50mm als Einstieg schlägt z. B. mit gut € 1000 zu Buche.
Wer in lichtstärkere Sphären vorstoßen will - immerhin eine Domäne der M-Leica - braucht allerdings schon eine enorm dicke Brieftasche.


Etwas schwerer fällt es mir, die Spezies der ebenfalls vorgestellt Leica X1 im schier undurchdringbaren Dschungel digitaler Kameras einzuordnen.

Irgendwie ist sie nicht Fisch noch Fleisch.

Auf der einen Seite weist der APS-C-Sensor in das Segment kleiner aber feiner Kameras, zielt vor allem auf die MFT-Modelle von Olympus und Panasonic.

Auf der anderen Seite nimmt das fest verbaute Objektiv der Kamera doch einiges an Charme und Potential, wäre doch mit zwei, drei Wechseloptiken mit Leichtigkeit eine digitale Leica CL daraus geworden.

Ich verstehe natürlich: Leica will den Markt für die M9 nicht selbst kaputtmachen, nicht mit eigenen Produkten "kannibalisieren".

So wird die X1 ihre Käufer dort finden, wo man sich den "roten Punkt" etwas Kosten lassen will (immerhin knapp 1600 Euro, opt. Sucher ca. 270 Euro, Handgriff ca. 90 Euro) und mit einer Festbrennweite (die 24mm haben den Bildwinkel vergleichbar einem 35er KB-Format) gut auskommt.

Vielleicht hat es Leica ja geschafft, aus der Kombination von großem Sensor und festeingebauter Linse mehr an Bildqualität herauszukitzeln, als die (erstaunlich gute!) MFT-Konkurrenz?

Schaun mer mal …








Freitag, 4. September 2009

Dr. Photo's Wort zum Sonntag - In Treue fest


Bei "Gummi" denken wir an den Gummitwist, den Gummistrumpf und natürlich an die Gummilinse - sprich unser aller Zoom.

Die Eigenschaften, die wir damit verbinden sind das krasse Gegenteil von fest.
Fest, das heißt belastbar, haltbar, kräftig, robust, stabil, stark und fix (schnell!) und verlässlich - dies alles sind Eigenschaften der FESTBRENNWEITE.

Warum ich das schreibe?
Weil ich in meiner Praxis eine massive Infektion mit der Festbrennweite, ja eine richtige Renaissance der "prime lens" diagnostizieren muss.

Noch bis vor einigen Wochen konnte man die Kameras, die mit einer Festbrennweite verkauft wurden an einer Hand - was sage ich - an einem Finger abzählen.

Plötzlich ist es schick, nahezu jede Neuerscheinung in Verbindung mit einer "Prime" ins Schaufenster zu stellen.
Das scheint sich geradezu zu einer weltweiten Pandemie zu entwickeln.

Aus meiner Sicht eine positive Entwicklung, wenn dadurch auf Dauer eine gewisse Grundimmunisierung gegen die "Zoomeritis"* gelingt.
(*"Zoomeritis", eine Störung, die hauptsächlich bei Männern mit einer Affinität zu den "Langen" auftritt, verbunden mit einem gewissen Drang zu "Vorzeigen".)

Aber es gilt der Merksatz: besser eine kleine "Feste" in der Hosentasche, als eine lange "Weiche" daheim im Schrank.

Festbrennweiten sind nicht nur klein, lichtstark und in der Regel von besserer optischer Güte als ihre dehnbaren Brüder und Schwestern, sie zwingen einen auch dazu, genauer hinzusehen, mit Perspektiven umzugehen und - für die Volksgesundheit ganz wichtig - auch mal ein paar Schritte vor oder zurück zu gehen.

Meine Diagnose: lassen wir uns ruhig von der Festbrennweite "infizieren"!
Unsere Altvorderen haben damit - auch ohne das Gegenmittel "Zoom" - überlebt.
Und waren deshalb doch wahrhaftig keine schlechteren Fotografen, als wir heute sind?

Ein schönes Wochenende - mit Festbrennweite? - wünscht
Dr. Photo


siehe auch
hier und hier

by the way: leider ist seit einiger Zeit die Suchfunktion im Blog nur noch eingeschränkt nutzbar.
Schade, denn damit ist die Stichwortsuche nicht mehr so effektiv und auch für mich wird es schwerer auf alte Artikel zu verlinken, da ich sie selber nur unter großer Mühe finde.


Samstag, 20. Juni 2009

Dr. Photo's Wort zum Sonntag

Immer wieder neu, immer wieder schön - und doch ewig das Gleiche

Über Fotografie diskutiert - mit Leidenschaft, Engagement und Sachwissen - wird nur (?) in den USA.
Oder habe ich einfach hier bei uns in Deutschland noch nicht die richtigen Foren gefunden?

Das aktuelles Thema heißt: ist nun mit der Olympus E-P1 unsere Vision von der idealen Kamera in Erfüllung gegangen?

Das Schöne an Heilserwartungen ist ja, das sie sich nie erfüllen und deshalb fort und fortsetzen können - ad infinitum!

Und jetzt also fragen wir uns, haben wir mit der E-P1 endlich die vielbeschworene digitale Leica CL, das Decisive Moment Digital (DMD), das Street Photography Device (SPD) gesehen.

Natürlich nicht - und das ist auch gut so!
Was bliebe uns denn noch, wäre dieses Thema endgültig ad acta gelegt?

Kein Fachsimpeln mehr über gelegte und ungelegte Eier, keine Gerüchteküche, hinter deren Dampfschwaden wir in lustvoller Erwartung die Überkamera vermuten können.

Also, besser wir lassen alles beim Alten.

Denn obwohl wir den Kameraherstellern seit Jahren immer wieder predigen, wie eine wirklich gute Kamera auszusehen hat - sie wollen und wollen nicht auf uns hören.

OK, das eine oder andere haben sie ja begriffen …

ABER
  • die Kamera ist zu groß für die Hemdtasche
  • trotzdem schade, dass kein Sucher eingebaut ist
  • der LCD-Monitor ist nicht schlecht, aber er ist nicht schwenkbar
  • bei 6400 ISO und schlechtem Licht rauscht es in den Schatten
  • der neue Verschluß ist zwar leise, aber immer noch zu laut
  • gut dass es eine Festbrennweite gibt, schlecht, dass es nicht mehr sind
  • und lichtstark sollten sie sein, trotzdem nicht groß und schwer
  • aber doch so groß, das eine Entfernungsskala draufpasst
  • und außerdem: die Kamera ist VIIIEEEL zu teuer!

Also, sei's drum, müssen wir halt noch etwas auf die guten Bilder warten.
Gehen wir noch ein letztesmal mit unserer alten Kamera in den Sommerurlaub - was dabei rauskommt wissen wir ja.
Aber gleich danach, wir können es kaum erwarten, dräut schon die Photokina 2009!

Und - ich verkünde euch große Freude - so hell sieht unsere Zukunft aus:
  • Bessere Sensoren, bessere Signale, schöneres Gerausche!
  • Vollformat wird Volksformat!
  • HD-Videos wo immer wir gehen und stehen!
  • Weitwinkel so weit das Auge reicht!
  • Größerer und schnellerer Speicher und zwar für alle!
  • Dynamikumfang bis zum Anschlag!
  • Immer preiswertere DSLRs, wir sind doch nicht blöd!
Also keine Sorge Leute, bald kommt sie, die ultimative Kamera.
Versprochen!

das verkündet euch euer Dr. Photo
und wünscht "Gut Licht" und ein schönes Wochenende

Samstag, 9. Mai 2009

Dr. Photo: vom Raunen und Klagen - ein Gespräch unter Kollegen

Keine Hybridkamera hat es beobachtet, kein Mikrofon hat gelauscht, als sich die drei "großen alten Männer" des deutschen Fotojournalismus zufällig auf der PCP-Tour in der Alten Kelter in Fellbach getroffen haben.

Thomas Klink, Wolfram Scheible und meine Wenigkeit unterhielten sich
  • über Glanz und Elend der Digitalen Fotografie,
  • über den derzeitigen Stand und die absehbare Zukunft der Digitalen Technik,
  • über die Generationenunterschiede bei der Bewertung von journalistischer Fotografie wie z. B., was halten wir "Älteren" für grenzwertig, was ist "normal" für die junge FotografInnen (Fotoillustration!),
  • über Bildverwertung und micro-stocks und über die zukünftige Verschmelzung von Fotografie und Video
  • und die drohende Degradierung von uns Fotografen/Fotojournalisten zu footage-Lieferanten für Video-Stocks.
Wie gesagt, niemand kann Zeugnis ablegen über diesen historischen Diskurs, während um uns herum Shootings mit spargeldünnen Models stattfanden, die neuen Leica S2-Boliden angegrapscht wurden und die Canon 5D MK II auf gefährlich aussehenden Stütz- und Haltegestellen - Hybrid Support Rigs - ihr Debut als Videokamera gab.

Was für eine Kamera sie sich kaufen würden, wenn sie etwas Klimpergeld in ihren Hosentaschen hätten, frug ich die beiden Kollegen.

Kamera? Kamera?
Keiner wollte eine Kamera!

Wolfram entschied sich für einen Großformatdrucker, weg von der virtuellen Flüchtigkeit und zurück zum realen, "begreifbaren" Bild.

Thomas würde sich eher für einen 1A -Monitor entscheiden: wer täglich Stunden seines Lebens vor so einem digitalen Bilderrahmen verbringen muss, möchte wenigsten dort keine Kompromisse machen.


abziehendes Gewitter über Stuttgart • Canon 1D MK II, EF 2.8/28-70 L

Jetzt geht über Stuttgart das erste Gewitter nach einem schönen, warmen Tag nieder und der Widerhall unseres Raunens und Klagens wird von der Natur übertönt mit Donner und Regengeprassel.

Nichts ist wie es war und nichts wird so bleiben wie es ist.

Schluß und Amen!
Ein schönes Wochenende wünscht

euer Doktor Photo.

Freitag, 1. Mai 2009

Dr. Photo: neues aus dem Traumlabor

Diese Bild ist noch ein reines Fantasieprodukt …


… vielleicht wird es ja Wirklichkeit: eine konsequente Weiterentwicklung der klassischen KB-Messsucherkamera als Micro-Four-Thirds-Kamera (MFT).

Dazu zwei, drei lichtstarke, ultrakompakte sog. Pancake-Festbrennweiten (z. B. 14/20/40mm equiv. 28/40/80mm) und ein aufsteckbarer EVF-Sucher, der das Bild via Hotshoe vom Sensor abnimmt und fertig ist das SPD/DMD!

Die erste MFT-Kamera, die Panasonic G1, hat ja bekanntlich bereits die höchsten Weihen erhalten.
Auch wenn es Olympus/Panasonic bisher noch nicht gelungen ist, die Bildqualität gängiger DSLR-Kameras bei hohen Empfindlichkeiten zu erreichen - der Anschluss ist geschafft.
Im DxOMark-Ranking liegt die G1 noch vor der Nikon D70 und den Olympus 410/510, in Reichweite sogar einer Olympus E-3 oder der Leica M8.

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch 3200 ISO und mehr kein Thema mehr sein werden.

Muss man sich nicht eher fragen, ob die klassischen DSLR-Kameras als Maßstab für die MFT-Kameras überhaupt taugen, ob man nicht eher schauen muss, wieweit sich die G1 von ihrer vielgelobten Schwester LX3, der Canon G10 oder den vielen Bridgekameras absetzen kann.

Natürlich, Sensor so groß, Bildqualität so hoch wie es nur geht.
Aber auch Oskar Barnack hat letztendlich eine Entscheidung getroffen, die nur vordergründig ein Kompromiss war: die beste Kamera ist und bleibt halt immer die, die man auch dabei hat!

So einfach ist das!
meint euer Dr. Photo

Donnerstag, 26. März 2009

Dr. Photo's Anamnese, Diagnose und Therapie

Ich weiß, ich weiß, ich sollte mir nicht den Kopf anderer Leute zerbrechen … aber als Beteiligter und Beobachter der Szene kann ich nicht so tun, als ob mich die Entwicklungen in der Kameraindustrie nicht berühren würden.
Schon vor Wochen konnte ich nicht an mich halten, mir einige Gedanken zum Produktportfolio der einschlägigen Kamerahersteller zu machen.

Jetzt, nachdem die Canon 500D vorgestellt ist, ihre technischen Daten bekannt sind, fängt es wieder an bei mir zu rumoren:
was haben sich die Canoniker wohl dabei gedacht, eine technisch etwas abgespeckte, dafür aber mit (einem etwas lahmen) Video aufgerüsteten Halbbruder der 50D zu einem Preis auf den Markt zu bringen, den die 50D zusammen mit dem 18-200er Kit-Objektiv für gerade mal 999 Euro bereits vor Wochen angetestet hat?

Und was ist denn wirklich neu an der neuen Kamera?
Dass sie mit einem überdimensionierten 15MP Sensor im klassischen Amateursegment die Speicher der Heimcomputer zum Überlaufen, die Prozessoren bei der Bildverarbeitung zur Weißglut bringt?
Wer bitteschön, kauft sich eine sog. Einsteigerkamera um damit an seinem teuren Großformatdrucker Fine-Art-Prints auszugeben?
Ein realistischerer Blick auf die tatsächliche Bedürfnisse der Kamerakäufer ist anderen offensichtlich durchaus möglich.

Ich glaube, was wir hier sehen und vielleicht nicht richtig begreifen, sind in Wirklichkeit Effekte der Wirtschaftskrise.
Der Markt für Konsumprodukte wie es auch Kameras sind, fällt in sich zusammen. Die gewohnten Gewinnmargen brechen ein, Neuentwicklungen werden zurückgestellt, es wird hektisch gespart, entlassen - das Übliche halt.

Trotzdem will man sich am Markt mit "neuen" Produkten zeigen.

Nichts einfacher, als ein bereits vorhandenes Gehäuse mit einer bereits vorhandenen Technik neu zu kombinieren und auf den Markt zu werfen.
War das vielleicht der Grund, warum es mit einer wirklichen Neuentwicklung zur PMA, einem ähnlich der Photokina so wichtigen Datum, nicht geklappt hat?
Wurde um Produkte gestritten, musste kurzfristig neu entschieden und umgelenkt werden?
Wie dem auch sei, wirklich etwas vorzeigen können im Moment nur wenige.

Panasonic wird mit seiner GH1 die Videofunktion und Funktionalität der 500D schnell in den Schatten stellen, Olympus dockt mit der E-30 und der E-620 das Four-Thirds-Format qualitativ an die APS-C-Sensoren an.

Und Phase One realisiert mit dem digitalen P65+ Rückteil in aller Stille den ersten Sensor, der es via pixel-binning ermöglicht entweder mit 60 MP hochauflösend, oder aber mit 15 MP hochempfindlich in hoher Qualitiät zu fotografieren.

Dr. Photo's Rezept lautet: wirkliche Innovation und nicht nur aktionistisches Rumgedoktere, das wäre ein Weg zum Erfolg.

Freitag, 13. Februar 2009

Dr. Photo's Wort zum Sonntag - Canon Buzz

Bekannt geworden ist ein Patent vom August 2008, dass das leidige und langsame Scharfstellen im Live-View-Modus der Canon DSLR's deutlich verbessern soll.

Man könnte vermuten, dass in einer 500D, die zur PMA mit hoher Wahrscheinlichkeit erwartet wird, diese Verbesserung bereits eingesetzt wird.


Canon USA hat im Moment eine Rabattaktion laufen.
Davon können wir in Deutschland zwar im Moment nicht profitieren, aber es ist trotzdem interessant, die Produktliste in Hinblick auf zukünftige Modelle anzuschauen.

Die folgende Produkte sind in die Aktion einbezogen:
  • EOS-1Ds Mark III (muss Canon etwas wg. 5D MK II und Sony A900 tun?)
  • EOS-1D Mark III (nach der AF-Blamage steht eine Nachfolgemodell schon lange aus)
  • EOS 5D Mark II (kanibalisiert die 1Ds, ist für Fotojournalismus zu langsam (und mit 21MP überdimensioniert?), soll - vor allem mit Batteriegriff - sehr "wasserscheu" und problembehaftet sein. Eine 7D könnte mit FF-Sensor und 50D-Techik gegen die Nikon D700 bestehen)
  • EOS 50D (wird vermutlich durch 7D ersetzt)
  • EOS 40D (ausgemustert, liegt bei DxOMark vor der 50D)
  • EF 24-70mm f/2.8L USM (wird vermutlich mit IS neu aufgelegt)
  • EF 24-105mm f/4L IS USM (wird vermutlich durch verbesserte Version ersetzt)
  • EF 70-200mm f/2.8L IS USM (?)
  • EF 85mm f/1.2L II USM (?)
  • Speedlite 580EX II (wird vermutlich durch ein 700 EX ersetzt)

Ich verstehe mit Sicherheit nichts vom "Markt".
Trotzdem erscheint mir Nikon mit seinen Produkten im Moment attraktiver und besser aufgestellt: mit der D300/D700 gibt es professionelle UND preiswerte Modelle (die D700 wird mit Batteriegriff MB-D10 für 1999 € im Laden verkauft).
Vor allem fehlt (mir!) ein Canon-Gegenstück zur Nikon D700.

Um Video in professionellen DSLR's, um die sog. Konvergenz- oder Combokameras wie die 5D MK II eine ist, ist es - wie vorhergesagt - ziemlich ruhig geworden.
Wahrscheinlich braucht das kein Mensch - und will es auch nicht mitbezahlen!


Freitag, 6. Februar 2009

Dr. Photo's Wort zum Sonntag - Preis/Wert = preiswert?

Seit DxOMark mit seinem Kamera-Ranking online ist, scheiden sich die Geister an dieser rein technischen Art der Bewertung von Kameras.
Vor allem jetzt, nachdem nun auch drei digitale Mittelformatkameras in die Liste aufgenommen sind und - man mag es kaum glauben - "nur" die Ränge 7, 8 und 9 einnehmen.

Ist die Bewertung nach Farbtiefe, Dynamikumfang (darstellbarer Kontrastumfang) und die Qualtiät bei hohen ISO-Empfindlichkeiten tatsächlich das Non-Plus-Ultra um eine Kamera zu bewerten?
Oder sollte ein subjektiver Faktor, nämlich eine visuelle Bewertung der Bilder, mit einbezogen werden? Und wenn ja, mit welcher Anteil soll so eine Bewertung ins Ranking mit einfließen?

Ich erinnere mich an eine Präsentation von Referenzprints für eine Ausstellung. Stolz wurde ein Großformatprinter vorgeführt, der den Adobe-RGB-Farbraum wiedergeben konnte.
Stolz wurden dann die darauf gedruckten Bilder vorgeführt: der Fotograf konnte und wollte nicht sehen, dass die im größeren Farbraum gedruckten Bilder einfach schlechter aussahen, als Referenzprints im sRGB-Farbraum.
Die angeblich anspruchsvollere, aufwändigere Technik hatte sich wie ein Nebelschleier über seine Augen gelegt, der eine objektive Beurteilung unmöglich machte.

Könnte auch das Kameraranking von DxOMark so ein Nebelschleier sein?

Wenn Michael Reichmann empört auf die schlechte Einstufung der MF-Kameras reagiert, so muss man doch gerade ihm vorhalten, dass er erst vor kurzem und mit vollem Ernst Prints einer Canon G10 mit denen einer Phase One P65+ verglich und feststellte, dass die Hälfte der Betrachter die Bilder nicht der entsprechenden Kamera zuordnen konnten.

Jetzt verstreitet er sich - ich meine zu Recht - dafür, das die visuelle Qualität von Großformatkameras doch sichtbar über der von KB-Kameras liegt.

Sind also doch die großen und teuren Kameras ihren Preis wert? Preiswert, weil die Relation Preis/Qualtät stimmt?

In diesem Fall hilft uns DxOMark tatsächlich weiter.
Lässt man sich nämlich das Ranking der Kameras nach Preis anzeigen, sieht man ein zwar unübersichtliches, aber aufschlußreiches Diagramm.

Unübersichtlich, weil die extrem hohen Einkaufspreise der MF-Kameras das Diagramm geradezu sprengen.
Aufschlussreich, weil man feststellen kann, dass sich die Mehrzahl der Kameras Preissegment bis ca.1600 Euro im oberen Drittels des Rankings bewegt.

Schaut man sich an, um welche Kameras es sich handelt (z. B. Canon 20/40/50D, Nikon D300, Pentax K20, Sony Alpha 350 etc.) und was sie zu leisten vermögen, kann man ohne Abstriche feststellen, hier stimmt die Relation von Preis zu Qualtiät.
Diese Kameras sind ihre Preis wert, sie sind PREISWERT. Und das heißt was in diesen Krisenzeiten!

Wer 1000 Euro drauflegt, bekommt noch einmal einen nach DxO-Wertung messtechnisch relevanten Leistungszuwachs (relevant sind Unterschiede ab 5 Punkten und mehr) mit einer Canon 5D MK II, einer Nikon D700 oder der Sony Alpha 900. Dazu die unbestrittenen Vorteile eines Vollformatsensors.

Aber dann ist Ende, jenseits der 4000-Euro-Marke (oder sollte man vielleicht besser sagen jenseits der Sony Alpha 900 Marke?) stehen Preis und Leistung in keinem sinnvollen Zusammenhang mehr.
Wer sich eine Nikon D3x oder eine Canon 1Ds MK III leisten kann und will, soll es tun. Er wird aber daraus kaum mehr an Honig saugen können.
Und wer sich eine sündhaft teure MF-Kamera kauft, wird sie sich schon deshalb kaufen müssen, weil in manchen Bereichen nach Megapixeln verkauft wird.


Noch eine aktuelle Anmerkung:
am Samstag, 07.02., verkauft der Elektronik-Dealer Saturn in Stuttgart die Canon 50D mit dem mittelprächtigen EF-S 18-200 IS Universalzoom für 999 Euro.

Ich habe nachgefragt, es wird nur eine zweistellige Zahl - d. h. also mindestens 10 aber höchstens 99 - dieser "preiswerten" Kameras angeboten werden.

Wer nur kauft, um ein ultimatives Schnäppchen zu machen, der sollte nicht vergessen, dass er hinterher trotzdem 999 Euro weniger in der Tasche hat als vorher.
Dafür bekäme man immerhin auch eine innovative Panasonic G1 mit zwei Optiken, oder so einen Hochkaräter wie das Canon EF 4/70-200 L IS.

Wer sich eh eine 50D kaufen wollte, der sollte sich halt einige Zeit vor 10 Uhr in die Schlange einreihen - aber lasst euch nicht zu Affen machen!

Es sollte aber niemand aus spekulativen Gründen kaufen.
Bei Ebay wird sich das Angebot an neuen 18-200mm Optiken (oder neuen 50D Gehäusen) merklich erhöhen.

Und im Vorfeld der PMA Anfang März erwarte ich ab der zweiten Februarhälfte die Ankündigungen für neue Kameramodelle.
Das wird dann automatisch zu einer Anpassung der Marktpreise von aktuellen Kameras führen.*

Bei Canon steht z. B. ein Gegenstück zur Nikon D700 immer noch aus.
Die Technik der 50D mit dem FF-Sensor der 5D kombiniert, das wäre es gewesen.

Neues kommt mit Sicherheit, schaun mer mal was.

*Pentax kündigt bereits für Februar Preissenkungen an.



Dr. Photo's Sprechstunde: thepubliceyeblog(AT)gmail.com

Samstag, 27. Dezember 2008

Dr. Photo's Wort zum Sonntag

Bilder - Geschichten - Bildergeschichten



Jugendstil in der Stuttgarter Schickhardstrasse • Ricoh GRD II



Erzählt dieses Bild eine Geschichte?

Ich würde mal eher sagen - nein!
Ich weiß natürlich, das ist auch vom Betrachter abhängig.

Aber für mich ist das eines der typischen "Sekunden-Bilder" - nicht schlecht, aber auch nicht so spannend, dass man länger als ein, zwei Sekunden am Bild hängen bleibt, bevor man zum Nächsten weitergeht.

Fotos sollen eine Geschichte erzählen, ein Foto aus einer Fotogeschichte soll die ganze Geschichte erzählen können, so hört man immer wieder.
Ein Anspruch, der einem Angst einjagen kann.

Was ist den Fotografie? Eine Kopie, ein Duplikat von "es ist so gewesen"?
Klaut man nicht einfach etwas, was bereits da gewesen ist, etwas, dessen Urheber die Fotografin, der Fotograf mit Sicherheit nicht gewesen sind?

Bei dem Foto oben ist es eindeutig.
Es waren Architekten, die diese prächtigen Bauwerke entworfen haben. Sie haben deshalb auch den Verdienst am Abbild (das die Gebäude heute noch abgeben), nicht der, der sie abfotografiert.

Wie kann man diese Barriere überwinden, wie etwas ins Bild bringen, das über eine technisch gelungen Kopie hinausgeht, dem Bild eine eigene schöpferische Zutat, eine neue Interpretation hinzufügen?

Vielleicht ist das wirklich die Frage aller Fragen an die Fotografie, die seit ihrer Erfindung im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts an diese technische Form des "Malens mit Licht" gestellt wird: Worin besteht denn der schöpferische, der kreative Akt?

Fotografie erzählt heute selten Geschichten.
Sie ist oft inhaltslos, belanglos, flach - Werbefotografie.
Inhalte werden ersetzt durch eine nie da gewesene technische Perfektion in der Wiedergabe der Wirklichkeit bis hin zur ihrer vollständigen Verfälschung.

Was bleibt ist Leere und Langeweile.

Wer einmal in Ruhe dieses Bild von W. Eugene Smith aus seiner Minamata-Reportage angeschaut hat, der sieht, was es heißen kann: mit Fotos eine Geschichte zu erzählen und dabei so zu fotografieren, dass ein Bild die ganze Geschichte erzählen könnte …



I could see the picture building in what I was trying to say.
I found it emtionally moving, and I found it very difficult to photograph through my tears.
However, I made that photograph.

Lesenswerter Kommentar von Michael K. Trout:
"In den letzten Monaten habe ich mich intensiv um das Thema der Trendanalysen gekümmert und dabei natürlich auch vergangene Epochen betrachtet. Plötzlich erkannte ich, dass immer in Zeiten der wirtschaftlichen Übersättigung – also Zeiten, in denen keine Not vorherrscht – der Ausdruck in Bildenden Kunst zusehends verflachte. Es scheint so, als würde durch geistige Sättigung die zu Bild gebrachte Aussage verflachen …“
weiterlesen in "Kommentare"





Dienstag, 2. Dezember 2008

Dr. Photo's vorweihnachtliche Kamera-Sprechstunde

Nachdenken über Produktstaffeln diverser Kamerahersteller ist gerade angesagt - heute auch hier im Blog bei Dr. Photo's Kamera-Sprechstunde.


Fangen wir mal mit unserer Anamnese ganz oben an, sozusagen im Kamera-Olymp.

Für 6 bis 7000 Euronen bekommen ambitionierte Studio- und Landschaftfotografen die Flaggschiff-Kameras von Canon oder Nikon mit höchstauflösenden 24 MP-Sensoren aber relativ konservativer Technik über den Ladentisch gereicht.

Wem das zu teuer ist, oder wem die Gehäuse mit ihren integrierten Akkublöcken einfach zu groß oder zu schwer sind, der bekommt dieselbe Spitzenleistung mit der A900 von Sony bereits für sage und schreibe 2800 Euro oder - mit einer Hand voll Pixel weniger, dafür mit Video als Zugabe die Canon 5D MKII für 2500 Euro.

Für 200 Euro weniger bekommt man von Nikon die High-End-Vollformatkamera D700, zwar “nur” mit 12MP aber dafür mit höchsten ISO-Empfindlichkeiten. Hier lässt sich sogar der Batteriegriff abschrauben - sieht nicht nur ziviler aus, ist auch besser so zum Mitnehmen.

Bei Canon wiederum gibt es ähnliches, die 50D, nicht ganz so High-End, mit APS-C- 15 MP-Sensor, aber auch reaktionschnell und professionell ausgestattet bereits für knapp 1000 Euro.

Für 1000 Euro wiederum gibt Panasonic sein neuestes Produkt ab, die Micro-Four-Thirds-G1 ausgestattet mit einigen sehr interessanten und brauchbaren Features.
Dazu werden aber noch zwei stabilisierte Linsen gereicht, die die Brennweiten von 28 bis 400 mm abdecken.

Wer bietet mehr?
Hier! Es geht noch besser!

Gerade mal 350 schlappe Euro kostet die gar nicht schlappe Canon 1000D inklusive Kit-Linse, die mit nur 25% geringerer Sensorauflösung (10MP) aber sensationellen 5% (in Worten FÜNF) der Kosten unserer “Über-Kameras” beim DxOMark-Ranking exakt im Mittelfeld liegend, noch weit vor der 5000-Euro-Leica M 8.2 rangiert.
(Nicht vergessen sind natürlich auch die vielgelobten Kameras anderer Hersteller!)

Dr. Photo's Diagnose:
der Kameramarkt, die Produktaufstellung der Hersteller wurde in der letzten Zeit so durchgerüttelt, da sitzt kein Knochen mehr an der richtigen Stelle.

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, der Konkurrenzdruck, die Jagd nach Extremen bei Auflösung und Empfindlichkeit, hat ein längeres Nachdenken bei so mancher Produktentwicklung verhindert.

Canon wird sich etwas zu Nikon's bestem Pferd im Stall, der D700 überlegen müssen (die EOS 3D?).

Nikon wird Probleme mit seinen D3's bekommen - billiger mit höherer Empfindlichkeit/Schnelligkeit?, teurer mit mehr Pixel? - bzw. eine D700x nachschieben müssen.

Mein Rezept: klar erkennbare Produktlinien, klare Preisgestaltung - gute Besserung.


Dr. Photo: Sprechstunde nur nach Vereinbarung!