Eigentlich haben wir ja schon alles gewusst, aber allein des "geschliffenen" Englisch wegen hat sich das Reinschauen doch gelohnt, oder?
Leica hat vor gut 3 Jahren mit der M8 den glücklosen Versuch gemacht, sich mit der klassischen Messsucherkamera den Platz im "digitalen Zeitalter" zurück zu erobern, den sie in der "analogen Zeit" so erfolgreich inne gehabt hatten.
Was dann allerdings folgte, war eine Geschichte aus Kompromissen und Pannen.
Darüber konnten weder die nachgeschobene aufgemotzte M8.2 noch die etwas peinlichen Sondereditionen hinwegtäuschen.
Keine Frage, die Leica M9 ist endlich die kompromisslose und würdige Nachfolgerin der analogen M-Leica.
Kompromisslos vor allem, weil das Messsucherprinzip seine Stärken im Bereich Weitwinkel bis zur Normalbrennweite hat. Da ist die manuelle Scharfeinstellung schnell und sehr präzise und da besticht auch die Möglichkeit mehr als den von der Optik erfassten Bereich zu übersehen und so den "decisive moment", den entscheidenden Augenblick kommen zu sehen.
Eine Messsucherkamera mit "eingebauter" Brennweitenverlängerung wie die M8 es war, ist schlicht und einfach widersinnig.
Und wir sind alle darauf gespannt, ob die M9 mit ihrem 18MP-Kodak-CCD-Sensor und dem Verzicht auf ein Anti-Aliasing-Filter (dient hauptsächlich zur Minderung von Moiree-Effekten, verursacht aber Unschärfen, die später korrigiert werden müssen) die Bildqualität aktueller DSLR's erreichen bzw. toppen kann.
Ob sie ihren Preis wert ist, kann allerdings jeder nur für sich selbst entscheiden.
Wer noch einige Leica-Objektive in der Vitrine hat, wird für das nackte Gehäuse mit ca. 5500 Euro zur Kasse gebeten, das entspricht dem Preis einer aktuellen High-End-DSLR und erscheint mir nicht unangemessen.
Teurer wird es allerdings für den, der eine oder gar mehrere Optiken dazu kaufen möchte.
Ein "günstiges" Summarit 2.5/50mm als Einstieg schlägt z. B. mit gut € 1000 zu Buche.
Wer in lichtstärkere Sphären vorstoßen will - immerhin eine Domäne der M-Leica - braucht allerdings schon eine enorm dicke Brieftasche.
Etwas schwerer fällt es mir, die Spezies der ebenfalls vorgestellt Leica X1 im schier undurchdringbaren Dschungel digitaler Kameras einzuordnen.
Irgendwie ist sie nicht Fisch noch Fleisch.
Auf der einen Seite weist der APS-C-Sensor in das Segment kleiner aber feiner Kameras, zielt vor allem auf die MFT-Modelle von Olympus und Panasonic.
Auf der anderen Seite nimmt das fest verbaute Objektiv der Kamera doch einiges an Charme und Potential, wäre doch mit zwei, drei Wechseloptiken mit Leichtigkeit eine digitale Leica CL daraus geworden.
Ich verstehe natürlich: Leica will den Markt für die M9 nicht selbst kaputtmachen, nicht mit eigenen Produkten "kannibalisieren".
So wird die X1 ihre Käufer dort finden, wo man sich den "roten Punkt" etwas Kosten lassen will (immerhin knapp 1600 Euro, opt. Sucher ca. 270 Euro, Handgriff ca. 90 Euro) und mit einer Festbrennweite (die 24mm haben den Bildwinkel vergleichbar einem 35er KB-Format) gut auskommt.
Vielleicht hat es Leica ja geschafft, aus der Kombination von großem Sensor und festeingebauter Linse mehr an Bildqualität herauszukitzeln, als die (erstaunlich gute!) MFT-Konkurrenz?
Schaun mer mal …
Ich bin mir immer noch nicht ganz schlüssig, weshalb der Preis einer Leica ab ca. 4000€ angemessen ist.
AntwortenLöschenFakt ist ja, eine Leica fordert vom Fotografen etwas mehr als ein Auge für ein gutes Bild.
Wird man (der Fotograf), wenn man mit ihr umgehen kann, wirklich mit einem noch besseren Bild belohnt?
Ich würde sie erstmal deshalb kaufen, weil sie aus Deutschland kommt... ;-)