Freitag, 16. Oktober 2009

Dr. Photo's Wort zum Sonntag - Fotografie vs. Fotokopie



Eine Fotokopie ist eine möglichst exakte Ablichtung einer Vorlage.

Eine Fotografie ist eine subjektive Interpretation eines Sujets, eines Motivs (einer Vorlage).

Häufig wird Fotografie aber mit Fotokopie verwechselt.

Zum zentralen Gegenstand der Fotografie wird eine möglichst naturgetreue Darstellung eines Sujets, wobei es weniger ums das Motiv selber, als um eine technisch optimale und naturgetreue Umsetzung geht.
Also eine gute Wiedergabe muss in erster Linie scharf sein, Farben und Tonwerte müssen nach der Natur sein, Eigenheiten der technischen Umsetzung wie Korn oder Rauschen dürfen die getreue Abbildung nicht verfremden
Leider bleibt die "Kopie" notwendigerweise immer unvollkommen, nicht zuletzt weil die Abbildung (noch) zweidimensional ist.

Fotografie - mit Licht malen - ist ein bildgebendes Verfahren, das in verschiedenen Zusammenhängen eingesetzt wird.
Im Bereich der Dokumentation durchaus auch in der Art der Fotokopie.

Fotografie ist aber in erster Linie eine Form der Interpretation.

Möchte ich etwas interpretieren, muss ich es vorher verstanden haben.
Wohlgemerkt mein Sujet muss ich verstanden haben, nicht den technischen Prozess der Abbildung.

„Die Photographie ist eine wunderbare Entdeckung, eine Wissenschaft, welche die größten Geister angezogen, eine Kunst, welche die klügsten Denker angeregt – und doch von jedem Dummkopf betrieben werden kann“ so Nadar 1856

Die handwerklich perfekte Reproduktion einer Vorlage ist eine Sache, die Umsetzung einer Idee aber eine ganz andere.

Wer sich heute in der "digitalen" Fotoszene tummelt, wird leider feststellen, dass technische Fragen die Diskussion beherrschen.
"Es ist wahr, dass ich eine Menge, nun, schlechter Bilder veröffentliche.
Bei der Prüfung einer Kamera oder eines Objektivs mache ich tatsächlich eine Menge wirklich schlechter, langweiliger Bilder, weil sie mir etwas Bestimmtes über die Leistungsfähigkeit des Produkts zeigen." schreibt ein Kollege, begnadeter Kolumnist, erfolgreicher Blogger in der internationalen Foto-Szene.
Erstaunlich die Selbstkritik einerseits was die Fotos angeht.
Viel erstaunlicher aber andererseits, dass man meint, die Leistungsfähigkeit eines Produkts durch schlechte Bilder beweisen zu können.

Das Werk macht den Meister. Und wenn es gut ist, ist damit auch hinreichend die Qualität des Werkzeugs bewiesen.

Ist es nicht so?


Ein kreatives herbstliches Wochenende wünscht
Dr. Photo





1 Kommentar:

  1. guter artikel mit guter argumentation. hier vielleicht ein anderer ansatz zu dieser gern geführten diskussion von einer fotografin, die ich sehr bewundere, bzw. einem laudator bei ihrer vernissage: http://www.j-maya.de/blog/?p=254

    übrigens feiner blog hier. schaue schon länger immer mal wieder vorbei. artikel dieser art findet man zu selten - würde mich freuen, öfter so was zu lesen.

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