"Eine genaue Wiedergabe der Realität […] sagt nichts aus über diese Realität.HANS FINSLER
Nur durch die Unähnlichkeit von Photographie und Wirklichkeit trotz der gegenseitigen Gebundenheit kann die Photographie ein Bild der Wirklichkeit sein, kann sie zur Wirklichkeit Stellung nehmen"*
Dieses Zitat gehört zu einer der meistzitierten Bemerkungen über Fotografie und wurde u. a. von Walter Benjamin in seiner Kleinen Geschichte der Photographie, wie auch von Bertold Brecht in seinen Dreigroschenprozeß eingeflochten.
Brecht schrieb:
"Die Lage wird dadurch kompliziert, dass weniger den je eine einfache Wiedergabe der Realität etwas über die Realität aussagt.
Eine Fotografie der Kruppwerke oder der AEG [oder von Nokia Bremen, dem Arbeitsamt usw.] ergibt beinahe nichts über diese Institution.
Die eigentliche Realität ist in die Funktionale [interessengebundene Wirklichkeit] gerutscht."
Ich finde den Satz von Finsler sehr bedenkenswert.
Wir alle wissen, dass Fotografie immer eine subjektive Interpretation von "es ist so gewesen" ist.
Aber ist uns auch bewusst, dass wir uns von einer funktionalen Realtiät nur lösen können, wenn wir über diese Erkenntnis hinaus etwas ganz neues schaffen?
Etwas "Gestelltes", "Gestaltetes", "Künstliches".
Vielleicht ist nur "Kunst" in der Lage, den Fängen einer Wirklichkeit zu entkommen, die die Wahrheit niemals herausgeben wird?
*Das Zitat habe ich einem Artikel mit dem Untertitel "Kapitalismuskritik und Fototheorie" (Fotogeschichte, Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie, Heft 105, 2007) entnommen.
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