Samstag, 3. November 2007

Picksel Pieper's Sterndeutereien



Woher kommen wir, wo stehen wir, wohin geht die Reise - das sind die Grundfragen unseres kleinen Lebens.



Für die Fotografie im Digitalen Zeitalter lassen sich diese Grundfragen in etwa so beantworten:
wir haben unsere Wurzeln in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts (natürlich unvergessen unsere Urgroßeltern aus dem 19. Jahrhundert), Oskar Barnack war mit seiner Leica der Geburtshelfer der modernen Fotografie.


Bis lange in die 1970er Jahre hinein verlief die Entwicklung in der Fototechnik in langen Zyklen und änderte nichts wirklich Wesentliches an Barnack's Erfindung.

Dann begann eine rapide Verkürzung von Innovationszyklen, verbunden mit großen Technologiesprüngen.
Bis lange in die 80er Jahre hinein konnten die wichtigsten Kamerahersteller miteinander Schritt halten.

Fotojournalisten fotografierten mit den unterschiedlichsten Kamerasystemen.
Und auf Fototerminen sah man Kameraausrüstungen von Canon, Contax, Leica, Minolta, Nikon, Olympus und Pentax friedlich Seit an Seit.

Das sollte sich schnell ändern.
Mit Autofokus, kybernetischer Blitztechnik und vollelektronisch gesteuerten Kameras gingen Canon und Nikon in die Technologie-Offensive.

Canon, ganz radikal, zwang seinen Kunden sogar eine neues Objektivbajonett auf.
Hart für die, die bereits eine Canon FD-Ausrüstung besaßen, aber im Nachhinein betrachtet ein konsequenter Schritt. Und vermutlich auch die Grundlage dafür, dass Canon vor Nikon die Marktführerschaft errang.

Es war traurig mitanzusehen, wie tausende exzellenter Kameras und Objektive ihren letzten Weg in die Hallen der Foto-Flohmärkte gingen.

Mit dem Abdriften renommierter Kameramarken in den Konsumermarkt, ging auch die Ära der lichtstarken Festbrennweiten in den Taschen der Fotojournalisten zu Ende.

Übrig sind heute - neben einigen Spezialoptiken - das 16-35er, das 28-80er und das 70-200er.


Mit diesen drei Standard-Zooms wird heutzutage der überwiegende Teil aller Bilder fotografiert, die uns umgeben.

1994 schrieb ich in dem Artikel "Die Normierung der Bilder" (M, Zeitschrift der IG Medien, Nr. 6, Juni 94):
"Eine Technologie beinhaltet in der Regel Vorgaben für ihre Anwendung. Das gilt auch für Kamera- und Objektivsysteme. Schon Ende der 80er Jahre konnte man […] eine Vereinheitlichung der Bildsprache beobachten, die in der Geschichte der Fotografie vermutlich einzigartig ist."
Man musste damals kein Hellseher sein, um zu ahnen, dass gerade die digitale Bilderwelt in vielerlei Hinsicht nach Normierung geradezu schreit. Und zwar nicht nur technisch, sondern auch inhaltlich.

Der Zugang zum digitalen Bild erscheint nur leichter, tatsächlich funktioniert er aber nur über eindeutige, beschreibbare Kriterien.

Menschliche Intuition, assoziatives Suchen und Finden gehen aber andere Wege.

Nun habe wir die digitale Fotografie, mit all ihren Vor- und Nachteilen.
Und müssen zähneknirschend zur Kenntnis nehmen, dass wir aus dem sich immer schneller drehenden Hard- und Software-Karussell nicht mehr aussteigen können.


Wohin also geht die rasende Reise?


In weiteren Folgen will ich der Frage nachgehen:

Die Zukunft bei Canonikon?
Das "Leica-Paradoxon", oder sind Four/Thirds die "Leicas" der Zukunft?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen