Freitag, 4. Juli 2008

Im Vorübergehen / En passant / Passing by

Ich habe es doch noch auf den letzten Drücker geschafft in der Kunsthalle Mannheim die Henri-Cartier-Bresson-Ausstellung "Early Works" anzuschauen.
Unbestreitbar, dass man seine Fotos mit anderen Augen sieht, als beim Durchblättern durch einen Fotoband.

So ganz nebenbei ist mir wieder einmal der Gedanke gekommen, dass es für manchen "pixel-peeper" unter uns ganz lehrreich wäre, zu sehen, dass "gute" Bilder nicht mit technischer Perfektion gleichzusetzen sind.

Damit will ich nicht sagen, dass Cartier-Bresson kein guter Techniker gewesen ist.
Aber es war ihm wichtiger, eine Szene nicht zu verpassen, als auf punktgenaues Fokussieren oder perfekte Belichtung zu achten. Dazu kommt noch ein Filmmaterial (Early Works!), dass weder mit modernen Filmen und erst recht nicht mit den "digitalen Filmen" mithalten kann.

Aber das nur nebenbei.

Es ist so selbstverständlich, HCB's Fotos in Schwarzweiß zu sehen, dass man sich keine Gedanken macht, wie denn sein Verhältnis zur Farbfotografie war.

Tatsächlich stand Cartier-Bresson der Farbfotografie ablehnend, gar misstrauisch gegenüber:
„Emotion finde ich nur im Schwarzweiß“
stellte er fest. Und er ging noch weiter:
"[Die Farbfotografie ist] eine verkümmerte Art zu sehen: Farbfotos begeistern nur die Händler und die Zeitschriften.“

Freitagabend, Feierabend: das Wochenende steht vor der Tür!

Zeit für Fotografie - in Schwarzweiß - und Zeit sich ein paar Gedanken über HCB's Thesen und Ansichten zu machen.

Ich fände es schön, wenn ihr - die Blogleser - mal aus dem Schatten treten würdet und eine kleine Diskussion zustande käme:
  • Transportiert S/W tatsächlich mehr Emotion?
  • Führt die Abstraktion von der Farbe zum Inhalt, die Farbe dagegen nur zur Oberfläche?
  • Wir tun uns schon schwer genug mit Form und Inhalt, warum sich noch - die oft nicht kontrollierbare - Farbe "ans Bein binden"?
  • etc.pp. …

So viele Fragen … so wenig Antworten?

Schönes Wochenende!

(neben vielen S/W und Farbfotos im Blog, finden sich zwei Versionen des gleichen Bildes hier, hier, hier und hier)

2 Kommentare:

  1. Ich hatte die Ausstellung in München gesehen und fand sie ebenfalls spannend. Leider ist mein Bericht darüber in meiner Pipeline steckengeblieben ...
    Zu SW und Farbe mehrere Punkte:
    1) Wenn die Farbe eher von der Bildaussage ablenkt, als sie zu verstärken, kann man darauf verzichten. Jedes gestalterische Mittel muss ich doch daraufhin überprüfen, ob es meine Bildaussage verstärkt.
    2) Wenn ein Bild nur deshalb wirkt, weil es sw ist (als eine Art pseudokünstlerischer Effekt), sollte man sich überlegen, ob es nicht überflüssig ist. Anders gesagt: Es muss noch mehr Vorzüge haben als nur die sw-Eigenschaft.
    3) SW finde ich vor allem in der Straßen- und Porträtfotografie oder bei grafischen Motiven sehr gut, dort wo Formen betont werden sollen.
    4) Die Emotionen in HCBs Bildern entwickeln sich mehr aus Motivwahl, Auslösezeitpunkt und Bildgestaltung als der Tatsache, dass sie schwarzweiß sind. Ich vermute mal, dass er die Möglichkeiten der Farbfotografie gar nicht richtig ausschöpfen konnte oder wollte. Aber schwer zu beurteilen, da er aus einer Zeit mit ganz anderen Sehgewohnheiten stammt.
    5) Oberflächlichkeit oder inhaltliche Aussage haben für mich nichts mit sw und Farbe zu tun. Ich empfinde eher gestalterische Effekte (extremer Weitwinkel um seiner selbst Willen z.B.) als oberflächlich.
    My 5 cents worth ...

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  2. Gute Fragen - über die ich mir in meinem Blog auch Gedanken machen wollte. Der Beitrag kommt noch.
    Ich denke auch, Farbe kann eine zusätzliche "Last" sein im Gestalten eines Bildes. Sie wegzulassen gibt den anderen grafischen Elementen mehr Gewicht - und verstärkt ihre Wirkung.
    Ich habe es eben beim Browsen durch meine abonnierten Flickr-Feeds gemerkt: von den den SW-Bildern ging etwas aus - wahrscheinlich mehr Emotionen ...

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