Sonntag, 20. Juli 2008

1.000 Fotos mit der Ricoh GRD II - Erfahrungsbericht

"A rose is a rose is a rose!"
Weiches Dämmerungslicht streift von oben, etwas Aufhellung durch weiße Hauswand
Ricoh GRD II, High ISO


Vorbemerkung

"Es ist wahr, dass ich eine Menge, nun, schlechter Bilder veröffentliche.
Bei der Prüfung einer Kamera oder eines Objektivs mache ich tatsächlich eine Menge wirklich schlechter, langweiliger Bilder, weil sie mir etwas Bestimmtes über die Leistungsfähigkeit des Produkts zeigen." schreibt ein Kollege, begnadeter Kolumnist, erfolgreicher, vielleicht sogar erfolgreichster Blogger in der internationalen Foto-Szene.
Und sein "Geständnis" bringt mich mitten hinein in ein Problem, dass mich umtreibt, seit ich selbst die eine oder andere Meinung zu einem "Produkt" öffentlich äußere …


Wie bewerte ich?

Für das Erstellen objektivierbarer Daten fehlt mir schlicht und einfach die Voraussetzung.

Was kann ich wirklich zeigen, wenn ich eine manuell fokusierbare, hochpreisige Premiumlinse mit einer AF/IS-Kit-Linse unter "Laborbedingungen" vergleiche?
Dass das Plastikteil was die Messwerte angeht - wie erwartet - schlecht dasteht, im "brausenden Leben", in der praktischen Anwendung aber womöglich die Nase vorn hat?


Was nun?


Mein Ansatz ist, ein "Produkt" dafür einzusetzen, wofür es konzipiert wurde. Ich versuche, GUTE Bilder mit dem "Produkt" zu machen, um dann, aufgrund meiner langjährigen Erfahrung mit ungezählten Kamerasystemen und Linsen, eine Bewertung abzugeben.


Zur
Ricoh GR Digital II.

Vielleicht erinnert sich der Eine oder die Andere an die famosen analogen GR's, die Vorläufer dieser Kamera.

Das Gehäuse eng anliegend wie ein Elastan-Trikot um die KB-Filmpatrone, gab es ein Modell mit 28mm und eines sogar mit einer 21mm Festbrennweite.
Die Kameras standen in einer Reihe mit den kleinen Contaxen, Rollei's und wie sie alle hießen und produzierten Bilder ohne Fehl und Tadel.

I'm not sure what I would use it for, but I want one: ich habe immer von einer GR geträumt, hatte aber leider nie die nötigen Taler übrig.

Das sind wahrlich große Fußstapfen, in die die GRD II da tritt.

Obwohl man es kaum für möglich gehalten hätte, Ricoh ist es gelungen, eine lichtstarke f2.4-Linse (immerhin 1/2 Blende lichtstärker als ihre Vorgängerin) mit knapp 6mm Brennweite (für ein 1/1,75"-Sensorchen) und einem "28er"-Bildwinkel von einzigartiger optischer Qualität zu bauen.
Und in eine Kamera einzusetzen, die hosentaschentauglich ist und sich anfühlt, als wäre sie aus einem Stück Metall gefräst.

Ein "must have", versehen mit sinnvollen Einstellmöglichkeiten, wie z. B. manuellen Schnappschusseinstellungen, Tiefenschärfeanzeiger, manueller Belichtung, Spotmessung mit Messwertspeicher.

Und dazu ein Aufstecksucher, klein und hell, der es zusammen mit den entsprechenden Voreinstellungen erlaubt, blitzschnell und unauffällig zu fotografieren.

Zu den Themen Megapixel und Sensorgröße ist hier im Blog bereits vieles gesagt.

Zur Frage der Bildqualität gibt es hier viele Beispiele anzuschauen.
Ich habe einige Fotos ausgedruckt und bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden.


Meine Bewertung


In meinen ersten, etwas mehr ins technische gehenden Erfahrungsbericht habe ich gefragt:
"Ist die Ricoh GRD II eine "Leica für Arme"?
Betrachtet man allein die Preisrelation - eine Leica "ohne alles" kostet etwa das 10fache - dann sieht man mit etwas anderen Augen auf die Leistungen der "kleinen Schwarzen".

Ein brauchbares "Street Photography Device" ist sie auf jeden Fall!

Nach 1.000 Bilder mit der GRD möchte ich es so formulieren:

Die Ricoh GRD II ist eine kleine, unauffällige und schnelle Kamera, ausgestattet mit einer exzellenten Optik, einzigartig im Segment der sog. Point&Shoot-Kameras.

Oskar Barnack, ausgerüstet mit einer 13x18 Plattenkamera, stellte sich nach mühsamen Wanderungen durch den Thüringer Wald die Frage: kann man das nicht auch anders machen?

Es ist jetzt über 80 Jahre her, dass er den mutigen Schritt tat und diese Frage mit der Leica beantwortete.

Tatsache ist, in 80 Jahren die Kameraindustrie zwar viele kleine Schritte gemacht, sich aber keinen vergleichbaren Quantensprung mehr getraut.

Interessante Ansätze, wie die Entwicklung eines originär digitalen Systems, der Four-Thirds, blieben, aus was für Gründen auch immer, in den Ansätzen stecken.

In der Fotografie hat das "digitale Zeitalter" sein "analoges Gesicht" behalten.

Die Ricoh GRD II ist mit Sicherheit so ein kleiner Schritt nach vorn, keine "Leica für Arme", aber eine "Barnack-Kamera" für heute und eine kleine Zukunft, die eher nach Monaten, als nach Jahren zählen wird.

Eine Empfehlung!


"A camera is a camera is a camera!"





5 Kommentare:

  1. Kann mich der Empfehlung nach meinen ersten hundert Bildern nur anschließen. An diesen kleinen Wunderkasten kann man sich gewöhnen.

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  2. Kann man den Vorgänger denn auch empfehlen? Mir ist bekannt, dass die II gerade bei den RAW-Speicherzeiten deutlich zugelegt hat. Aber ist der Vorgänger bei der Bildqualität vergleichbar?

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  3. Habe leider keine eigenen Erfahrungen …

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  4. Empfehlen? Man muss!
    Früher hatte auch ich, neben der schweren Tasche Glas, immer eine GR1 als Notizbuch dabei. Heute liegt sie mit dem Pinsel entstaubt, entzaubert auf rotem Samt in ihrer Originalschatulle.

    Zwischendurch hatte eine GRD ihren Platz eingenommen , später die GRDII – mein Notizbuch für die Hosentasche war digital geworden. Irgendwie bin ich dann jedoch der Option verschiedener Brennweiten verfallen und habe sie gegen eine Ricoh GX100 getauscht.

    Ein Fehler. Denn der originäre Zweck der GRDs war immer schon ihr Hosentaschenfaktor. Manchmal wünsche ich sie mir zurück – die GRDII.

    Eine manuelle 25mm-Panasonic, die FX500, hilft mir derzeit über den Schmerz hinweg. Sie ist kleiner und sauberer bei wenig Licht. Aber; sie hat viele Dinge, die ich nicht brauche, die ihr den Charakter nehmen.

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  5. Bravo Martin!

    SolcherArt "Testberichte" lese ich gerne, gleichgültig zu welcher Kamera.

    HzG Klaus

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