Samstag, 31. März 2007

Ist die Straße tabu?

Nach der Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg
stellt “stilles Betteln” keine Störung der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung dar.
Das generelle Verbot des Bettelns ist deshalb nicht mehr zulässig.
Gegen Ordnungsstörungen durch Bettler (aggressives Betteln, “Demutsbetteln” usw.)
wird auf der Grundlage des allgemeinen Polizeirechts
durch Verbote, Platzverweise und lagebezogene Kontrollen vorgegangen.


Ist die Straße ein öffentlicher oder ein privater Raum?
Haben Fotografen das Recht zu fotografieren wann und wo es ihnen beliebt?

Es ist erfreulich, dass "Straßenfotografie" immer wieder ein Thema in den verschiedensten Blogs ist.

Sei es im Magnum Blog, Ball-Saal Blog, oder aktuell in The Online Photographer, überall geht es um die Frage, ist es überhaupt legitim, Menschen in der Öffentlichkeit unbemerkt und ohne deren ausdrückliche Einwilligung zu fotografieren?

Ich meine ja!
Der unverstellte Blick auf unsere heutige Gesellschaft ist von so großer Bedeutung, dass ich in Kauf nehme, mich in einem rechtlich unsicheren Raum zu bewegen.

Wieviel Einblicke in das öffentliche, gesellschaftliche Leben unterschiedlicher Länder und Kulturen ermöglichen uns heute die Fotos unserer "altvorderen" Straßenfotografen wie Henri Cartier-Bresson, Willy Ronis, Robert Frank, Alfred Eisenstaedt, W. Eugene Smith, William Eggleston, Brassaї, Garry Winogrand uvm.?


Denn der Lohn der Sünde ist der Tod: Straßenprediger


Problematisch finde ich andere Aspekte der Straßenfotografie.

Selbstverständlich ist für mich die kommerzielle Nutzung solcher Fotos ausgeschlossen.

Und ich finde es ebenso selbstverständlich, dass ich die Würde der Menschen zu respektieren habe, und sie nicht durch meine Fotos der Lächerlichkeit, dem Gespött der Betrachter preisgeben darf.

Wie sagt der Fotograf Gilbert Duclos in einem Interview:
"I tell people, take the risk. Because it's so ridiculous that if you follow the ruling literally, they will no longer be able to do street photography."



Ich bin gespannt auf Kommentare.

5 Kommentare:

  1. My problem with "street photography" is not (yet) a legal problem. My problem is, as person, I am practically unable to shoot anyone. I have taken about 8500 pictures this year, and I maybe took 10 - 20 pictures of people on the street.

    I would love to do that, though. But I just don't know how to do that.

    I'm sorry I didn't comment in German. Though I live in Berlin, I am not able to do that either (but I can read German).

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  2. Lieber Martin,
    ich lese Dein interessantes und fuer mich sehr anregendes Blog schon von Anfang an, seit dem es die Kollegen vom Photopoolblog offerierten.
    Zunaechst einmal herzlichen Dank dafuer!!! (fuer beides)
    Nun will ich endlich auch mal wenigstens kurz kommentieren.
    Ich finde Strassenfotografie als einen Teil der Dokumentarfotografie sehr wichtig und interessant. Ich versuche Menschen auf der Strasse zunaechst (ein)mal zu fotografieren, und danach um deren Einwilligung, auch zur Veroeffentlichung und Nutzung der Bilder zu befragen, falls es dazu eine Moeglichkeit gibt. Wenn ich auf totale Ablehnung stosse, ist es kein Problem fuer mich, die Bilder auch vor Ihren Augen zu loeschen. Ein schriftliches Modelrelease habe ich bisher nur von meinen alten Eltern bekommen (s.u.). Erstaunlich viele der Fotografierten haben jedenfalls muendlich selbst gegen das Einstellen in den Fotofinder nichts dagegen. Wenn ich nicht nachfragen kann, versuche ich Motive ohne Erkennbarkeit zu verwenden, was manchmal sogar den Reiz erhoeht. Jedenfalls will ich mir (bis zum grossen Knall) abgewoehnen, staendig daran zu denken, ob das jetzt verboten ist mir "ein Bild" zu machen...denn dann ist es, wie ihr wisst, meisst zu spaet. Es macht mir auch Spass, Menschen zu fotografieren, vor allem die wirklichen auf der Strasse, und nicht die auf den sogenannten Events. Dazu sind hier u.a. ein paar Beispiele zu sehen, falls ihr Lust habt:

    http://www.detschilke.de/news/index3.html

    Herzliche Gruesse und weiter so

    Detlev

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  3. Die Rechtslage der Straßenfotografie in Deutschland lässt eine deutliche Grauzone.

    Bedenklich ist dabei, dass sich das Klima für Straßenfotografie immer mehr zum Schlechteren wendet. Nicht nur in Deutschland.

    Eine der Hauptursachen für diesen Wandel ist sicherlich das von veränderte Bewusstsein der Menschen für das eigene Abbild in der modernen Medienlandschaft.

    In meinem Blog über künstlerische Fotografie habe ich vor einiger Zeit Ressourcen zum Thema Recht und Straßenfotografie zusammengefasst.

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  4. Wie ist eigentlich die Rechtslage in Deutschland für Strassenfotografie? Was könnte mir auf legaler Seite zukommen, wenn ich Strassenfotografie in Deutschland betreibe?

    Ich bin Gelegenheitsstraßenfotograf (wohnend in Deutschland) - habe vieles in den 90ger Jahren gemacht - in der Provinz - und wenige Probleme gehabt. Einmal sah ich in Hamburg, bei einer öffentlichen Spielplatz, dass jemand einen Polizist holte, weil jemand angeblich Fotos von den Kindern gemacht hatte. Der Polizist sprach sehr lang mit dem Mann, aber ich weiss nicht, wie es ausging.

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  5. Ein Thema dass auch mich immer wieder beschäftigt. Ich finde Du hast dazu eine gute Einstellung.
    Ich traue mich meist nur Fotos wo fremde Personen nicht erkenntlich darauf sind ins Netz zu stellen, was ich immer wieder limitierend finde. Es ist Schade dass man heutzutage als Fotograf so viel berücksichtigen muss.
    Ich finde eine Person im Kontext Street Photography abzubilden ist nichts verwerfliches wenn man es mit Respekt tut, will sagen in nicht komprimitierenden Situationen.

    Vielleicht liest ja hier einmal ein Rechtsanwalt mit und klärt uns auf :-)

    P.S.: Schöner Blog, werde ich öfters besuchen.

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