Donnerstag, 5. Juli 2007

Arles_2

Rencontres d'Arles 2007

Arles ist nicht nur Fotografie!


Vielleicht der spannendste, auf jeden Fall der größte Ausstellungsort in Arles sind die alten Werkstätten der staatlichen Eisenbahnen.

Ein riesiges Areal mit mehr oder weniger zerfallenen Werkhallen. Ein pittoresker Ort mit monumentalen Ausstellungsräumen.


Und empfangen wird man dort mit ebenso monumentalen Bildern des französischen Fotografen JR.

Er portraitiert Menschen aus den Vorstädten mit einer in der Metro “gefundenen” Kamera mit 28mm Objektiv und verklebt die Fotos im Überformat in den Straßen.

JR Face2Face - Kamera als Waffe


Was dann kommt, ist ein visueller Overkill.

Indien!
Anay Mann inszeniert modernes bürgerliches Familienleben in Indien. Kaum unterscheidbar von dem uns bekannten. Gerademal eine Schale mit Blütenblättern auf dem Boden, oder eine kleine Handbrause direkt am WC fallen auf, bevor der Fotograf selbst mit dem Powerbook in seinem Bett sitzt und uns jede Illusion über ein Indien nimmt, wie wir es uns vorstellen.

Fast unheimlich wird mir bei den SW-Fotos von Paolo Bartholomew, der Bilder aus den 7oer und 80er Jahren ausgegraben hat, den Jahren bevor er Berufsfotograf wurde. Er umkreist noch orientierungslos mit einer Bildsprache, die ich nur zu gut zu kennen glaube, seine eigene Welt.
Schaue ich mir seine Fotos an, sehe ich eine überraschende Überschneidung mit meinen Bildern aus dieser Zeit.
Erstaunlich: so fern und doch so nah.

Natürlich unbeschreiblich vieles mehr!


Magnum!
Spannt einen Bogen “gesehener” Fotos über 60 Jahre auf.
Von Cappa's “Alliierte Landung in der Normandie” bis… auf eine - noch - leere Stelle für das Jahr 2007.

80 Fotografen waren oder sind noch bei Magnum, eine enorme Bildgewalt! Und alles so vertraut! Es gibt keinen Zweifel: der Mythos “Magnum” und hat die Welt der Fotografie entscheidend geprägt.


Kein Wunder, viele drängen sich um den Magnum-Chef Julien Frydmen (Bildmitte) der zum Ausstellungsbesuch kommt.


Ich sage nur: China, China, China?

Und bin doch enttäuscht.
Enttäuscht über perfekte Inszenierungen (wenige mit Witz), über Riesenformate, die keine Nähe zulassen, über fehlende Intimität.
Ich weiß jetzt etwas über eine Foto-Szene in China, aber wenig über das Land selbst. Ist das alles gewesen?

Unwillkürlich fängt man an, die alten Werkhallen, die eigentlich nur Kulisse sein sollen, wahrzunehmen.
Schmucke Eisensäulen, dicke Spinnweben, Schilder, Maschinenteile, vorsintflutliche Elektroinstallationen.

Und findet dort mehr vom vergangenen Leben der französischen Eisenbahnarbeiter, als vom heutigen China auf den monumentalen Bildtafeln aus dem Dashanzi Art District zu sehen ist.


noch eimal: JR Face2Face

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