Freitag, 18. Mai 2007

Über Fotografie: Potenzial und Plausibilität

Die Lektüre der letzten Zeit so einzudampfen, dass sie auf eine Bildschirmseite passt ist mir leider nicht geglückt.
Ich bin aber auch mit dem Gelesenen nicht immer einverstanden gewesen.

Trotzdem habe ich aber einiges gefunden, das sich “Im Vorübergehen/En passant/Passing by” als Denksatz zitieren lässt, wie z. B. ROLAND BARTHES Satz über den Sinn- und Erkenntnisgehalt der Fotografie: “Es ist so gewesen.”

Die Menge dieser “Denksätze” ergibt auch eine Art Zusammenfassung, eine Essenz des über Fotografie Gedachten.

Aus meiner eigenen Erfahrung und Herangehensweise an die Fotografie haben sich zwei Begriffe herausgebildet, nach denen ich meine, aber auch die Fotografie anderer beurteile: Potenzial und Plausibilität.

Im Potenzial des Bildes vergegenständlicht sich das Können des Fotografen während der Aufnahme. Aber auch die (noch nicht erschlossenen) Möglichkeiten die in einer Fotografie stecken und die häufig erst bei der Durchsicht und Bearbeitung der Fotos erkannt werden können.

Ist das Bild eine Reproduktion oder eine Interpretation? Kann es erzählen? Weckt es Assoziationen? Gefühle?

Die Prüfung auf Plausibilität ist Kontrolle für den Fotografen und ein Werkzeug für den Betrachter: ist das Bild stimmig, nachvollziehbar, einleuchtend? Oder abstrus? konstruiert? beziehungslos? L'art pour l'art?

Z. B. könnte das Portrait eines Buchautors sein Potenzial im Ausdruck der Persönlichkeit haben.
Es verliert aber womöglich jede Plausibilität, wenn der Autor unvermittelt zwischen einem Gebüsch auftaucht. Was hat der Autor dort verloren? Schreibt er Gartenbücher?

Potenzial und Plausibilität müssen nicht unbedingt immer miteinander gehen. Wenn sie es aber tun, haben wir schon eine ganze Menge erreicht.

Fehlt dann eigentlich nur noch eines: ROLAND BARTHES beschreibt es als das “punctum”.

Ein Detail im Bild, vom Fotografen nicht bewusst eingesetzt - vielleicht unbewusst wahrgenommen - das den Betrachter anspringt, ansticht, eine Erschütterung auslöst und das Bild geradezu in das visuelle Gedächtnis zwingt.

Erkennen des Potenzials, anerkennen der Plausibilität, können das Kriterien zur Beurteilung eines Fotos sein?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen