Donnerstag, 12. April 2007

Grenzverletzung: wir sollten mal darüber reden …

Zu einer späten Mittagspause (vielleicht habe ich noch Zeit für einen Post über das was ich vorher gemacht habe?) in der AUSZEIT erschien auch Fotografen-Kollege, Marijan Murat.

Während er seine Spagetti gabelte und ich am Milchkaffe süffelte, kamen wir über ein Stern-Titelbild (Heftnr. 14, Jakobsweg, eine Bildmontage) auch auf das herbe Schicksal von Allan Detrich zu sprechen und darauf, was geht und was nicht.

Da er u. a. auch für eine Nachrichtenagentur arbeitet, ist das für ihn ein absolutes Tabu-Thema: kaum das laborübliche ist möglich, eigentlich nicht mal Staub wegstempeln.
Ist halt schon eine - womöglich sichtbare - Bildveränderung.

Ob es wohl möglich ist, so etwas wie ein kleines Regelwerk für Fotojournalisten zu formulieren?
Mir geht das schon eine Weile durch den Kopf.

Und wenn man mal anfängt - Motivwahl, Perspektive, Ausschnitt, Focus setzen durch Schärfe/Belichtung, Farbe, S/W etc. pp. - kommt man vom Hundertsten ins Tausendste.
Aber irgendwo muss man mal anfangen.

Also nochmal: wie haltet ihr es mit der Religion?
Was ist erlaubt, was nicht?
Was geht noch? Und ab wann gibt es Berufsverbot?

3 Kommentare:

  1. Das ist nicht zu beantworten. Weil selbst Gesetze eine Interpretationsspanne aufweisen, so lange sie in Sprache formuliert sind. Ganz gleich, was ich jetzt noch schreibe - es ist unpräzise, unvollständig und jederzeit durch eine plausible Gegenposition ersetzbar. Eigentlich lässt sich nur sagen "Was vertretbar ist, liegt in journalistischen bzw. ethischen Verantwortungsbewusstsein sowohl des Fotografen wie des Bildverwenders." Was also rein subjektiv ist. Wie auch die Wahrnehmung der Wirklichkeit stets nur subjektiv sein kann, nie objektiv, absolut. Aber das ist Philosophie, nicht Fotografie...

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  2. 8mt,

    kann ich voll unterschreiben!

    Aber im Konkreten, wenn zwei haarige, sichelförmige Waden einen heiligen Moment entweihen - und solche Fälle erlebe ich nicht selten - ist es dann vertretbar, ein für den Bildinhalt irrelevantes Detail zu entfernen?
    Und dafür die Aussage nicht zu banalisieren? Nein, nicht erlaubt?

    Aber durch Schneiden (Bildausschnitt, subjektiv) erlaubt?

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  3. Seit ich ( freie Fotojournalistin ) mal vor 10 Jahren eine Agentur-Foto-Kollegen zu einem Fußballspiel begleitet hatte, und der Kollege noch zum Filme entwickeln zur örtlichen großen Tageszeitung ins Labor fuhr...und ich dort sah, wie ein Fotograf dieser Zeitung in aller Seelenruhe eine nicht ganz im Tor liegenden Ball am Bildschirm weiter rein ins Tor an die passende Stelle gebastelt hat...seitdem glaube ich: wenn es Möglichkeiten zur Manipulation gibt, werden sie schamlos genutzt. "Was im Labor möglich ist.." ist auch dehnbar formuliert - man denke nur an die vielen politisch Unliebsamen, die nach und nach auf Fotografien von Stalins Seite verschwanden...
    Ich selbst bin sehr streng mit mir und meinen Bildern. Zuschneiden, beschriften, Tonwerte im Auge behalten schon auf Termin, leicht unscharf maskieren - ab dafür.
    Wenn es nicht perfekt war - muß ich das nächste Mal auf Termin besser arbeiten, mit meinen Grundlagen: Perspektive, Brennweite, Auge...das ist mein Beruf, nicht Pixelbastler.
    Antenne

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