Montag, 1. Januar 2007

Scharf, schärfer, am Schärfsten!

Was man beim Fokussieren beachten sollte. Teil 1


Ich bin mir sicher, der Fokuspunkt lag exakt auf dem Auge . Und jetzt das: die Schärfe liegt hinter dem Gesicht auf der Ziegelwand. Habe ich einen Knick in der Optik? Muss die Kamera zum Justieren?


Was sieht ein AF-Sensor?

Die Pixelanordnung des AF-Sensor ist tatsächlich bis zu drei mal größer (Längenausdehnung), als uns die Markierung im Sucher anzeigt.
Ein ausgewählter Sensor hat also ein deutlich größeres „Sehfeld“, als uns die entsprechende AF-Markierung im Sucher vorgaukelt.

Liegt im direkten Umfeld der AF-Suchermarkierung ein Detail mit höherem Kontrast als von uns anvisiert, wird der Sensor wahrscheinlich darauf scharfstellen. Nicht auf die Gesichtskontur unseres „Opfers“, sondern auf die kontrastreicheren Strukturen einer Ziegelmauer, eines Busches direkt daneben zum Beispiel.

Bestimmte Custom Functions z. B. bei Canon-Kameras (C.Fn. 17), die speziell für Sport- oder Tierfotografie gedacht sind, verstärken diese Wirkung: der Radius des aktiven Sensors wird nochmals ausgedehnt. Bei der Verfolgung kleiner Objekte macht das Sinn. Aber wir verlieren noch mehr die Kontrolle über die tatsächliche Ausdehnung unseres AF-Messfeldes.


Wie stellt die Kamera überhaupt scharf?


Vom Objektiv werden Brennweite und Anfangs(!)öffnung an die Kamera übertragen. Ich erspare mir kamerainterne Abläufe und komme zur Frage aller Fragen: wohin fokussiert die Kamera? Logisch und simpel wäre: die Kamera justiert die Optik so lange, bis am anvisierten Punkt der höchste Kontrast, die höchste Kantenschärfe gemessen wird.

Das stimmt aber nicht (ganz)! Und damit kommen wir nach dem AF-Messfeld zum zweiten Problem.

Folgendes läuft ab: bei Objektiven mit Anfangsöffnung größer als 2.8 (also 3.5, 4.0, etc.) legt die Kamera den Fokus in einen zufälligen(!) Bereich innerhalb der Tiefenschärfe des Objektivs, errechnet aus Anfangsöffnung (nicht Arbeitsblende!) Brennweite und Entfernung des Objekts.

Bei den lichtstärkeren Linsen ab 2.8 und kleiner (also 2.0, 1.4, etc.) wird immerhin schon in einen zufälligen Bereich innerhalb eines Drittels der errechneten Tiefenschärfe fokussiert, was erheblich genauer ist. (Achtung: Extender verschlechtert das Ergebnis wieder!)

Die Kamera jagt nicht nach der höchsten Punktschärfe, sie guckt auch kein zweites Mal nach, ob der Fokus stimmt. Spürt man nach dem Fokussieren noch eine Bewegung, wird nur der Nachlauf des Linsenmechanismus korrigiert.


Zusammengefasst heißt das was?

Theoretisch kann die Kamera exakt auf den Punkt scharfstellen, muss aber nicht. Trotzdem erreicht die Kamera den (Industrie-)Standart für das, was man als „scharf“ definiert (Coming soon: Teil 2).

Mehr können wir nicht, weniger brauchen wir von unserer Kamera nicht zu erwarten. Alles klar!

1 Kommentar:

  1. Wobei das bei 5 D und in 2005 - 2007 gekauften Objektiven (Zooms/2.8) offensichtlich wesentlich besser funktioniert. Hier habe ich im Vergleich zu älteren Objektiven und Kameras (10D,20D) keine Probleme mehr. Das Auge ist scharf. Merkt man bereits bei der Aufnahme, die Schärfe "sitzt". Viele Grüße - Tom Pflaum

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