© Rudi Meisel
Alles zufällig.
Ich lasse mich treiben, bewege mich intuitiv, ungeordnet und unvorhersehbar, nicht hektisch, nicht aggressiv:
flanierend.
Entscheide mich unmittelbar, an Leuten dran zu bleiben, einen ruhigen Moment aufzubauen, mich im Gleichklang, Gleichschritt, in gleichem Abstand zu bewegen.
Ich sehe, suche, fotografiere zuerst meinesgleichen, erwarte den Zufall. Oft
vergebens.
Willy Ronis sagt es treffend: „Ich verhandle mit dem Zufall.“
Ich suche das Ungewöhnliche im Gewöhnlichen, nicht wie ein Fotojournalist, der das WerWoWasWann erfasst.
Ich bin zuerst einmal nur neugierig, will das wirkliche Leben erkunden, laufe viel, beobachte still, setze oft zum Bild an.
Die Anonymität der Großstadt hilft dabei.
Mein Blick sucht nach Zufällen, nach den großen Dingen und den kleinen Dingen zugleich, dem Großen im Kleinen, nach parallelen Geschichten direkt vor meinen Augen, der zarten Berührung im großen Fluss, der Zweisamkeit und Ruhe in der bewegten Masse, das Dörfliche in der Metropole, inmitten des Lauten und Bewegten der übrigen Welt, mit sich und der Welt allein, so wie ich, der Voyeur, der Beobachter mit einer Fotokamera.
Sich offen und deutlich, langsam und freundlich den Menschen nähern, nicht auflauern und belauern, nicht heimlich und verdeckt beobachten.
Wenn ich in Haltung und Ausdruck klare Signale des Missfallens spüre, lasse ich sofort mit dem Ausdruck eines Verlierers von meinem Vorhaben ab.
Zu verbalen Ablehnungen lasse ich es erst gar nicht kommen.
Frei den Kopf, nicht gedankenschwer.
Wach, nicht fixiert - sammelnd, nicht
jagend.
RUDI MEISEL
über
Straßenfotografie
Weil Rudi in seinen Gedanken zur Straßenfotografie vieles so sagt, wie es kaum besser zu sagen ist, habe ich mir erlaubt, einige Begriffe aus seinem Text, die eine Entsprechung im Blog haben, zu verlinken.