Sonntag, 23. März 2008

A propos … Profis und Amateure

Without a trace … keine Spur vom Frühling!
Übrigens - auch die Wiederholung eines Motivs.


Dieter Hacker beobachtet sehr genau.
In seinem Aufsatz: Profis und Amateure (Dieter Hacker, Millionen Touristen fotografieren den schiefen Turm von Pisa. Wie viele halten ihren Fotoapparat schief?) schreibt er:
"Wer zahlt, schafft an. […] Dem Profi ist auf's Fell ein großes G gebrannt. Denn das Geld ist in der Regel die wichtigste Verbindung zu seiner Arbeit."
Gut gebrüllt, Löwe!

Er unterscheidet die Profifotografie in Kunstfotografie (er meint Fotoateliers), Werbefotografie, Bildjournalismus und Künstlerfotografie und beschreibt kundig die Funktionen der einzelnen Bereiche.

In der Kunstfotografie geht es um Posen, um Repräsentation.
Werbefotografie bedeutet zielorientierte Fotografie, visuelle Stimulanz auf höchstem technischen Level.
Beim Bildjournalismus stellt er die Entideologisierung des Bildes zu Gunsten des Nachrichtenwertes heraus.
Die Künstlerfotografie kritisiert er als schlecht vermittelt und nicht die wichtigen Seiten der Wirklichkeit zeigend. Ein Grund, warum ein potenzielles Publikum sich häufig abwendet.

Bleibt der Amateur: er liebt (amare) was er tut.
Aber die Gesellschaft honoriert nicht, was wir lieben, sondern unseren (ökonomischen?) Beitrag.

Deshalb gilt der Amateur wenig. Er arbeitet für sich und nur nach seinen Bedürnissen. Interessant ist der Amateur für die Industriegesellschaft nur, sofern man mit ihm Geschäfte machen kann.

Aber - befreit von der Warenproduktion - kann der Amateur zu wichtigen Einsichten kommen, kann seine Intention verwirklichen, kann eine Ahnung davon vermitteln, was nicht entfremdete Arbeit ist, kann eine wichtige Utopiefunktion erfüllen: Die Revolution ist die Arbeit von Amateuren!

Dieter Hacker endet seinen Aufsatz mit einem Manifest für die Amateurfotografie:
"Wir wollen eine Welt, deren Gang von den Amateuren bestimmt wird - also von allen. Deshalb müssen wir uns den eigenen Bedürfnissen und Fähigkeiten bewusst werden und von den Profis lernen, was für uns von Nutzen ist - um sie zu besiegen."


Der Text ist nicht datiert, aber ich würde ihn in die 70er Jahren einordnen?

2 Kommentare:

  1. Das bedeutet ja in Zeiten der zunehmenden Erschwinglichkeit von Kameras und immer mehr Nutzern von Web 2.0-Angeboten im Bereich der Fotos eine aussichtsreiche Entwicklung.

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  2. Mal abgesehen vom absoluten Primat der Technik (ich passe mich dem ja auch an!) im öffentlichen Diskurs auf Blogs oder Foren - wenn ich mich so durch die Internet-Foto-Welt klicke, sehe ich leider oft nur mehr schlecht als recht imitierte "Profifotos".
    Mehr Selbstbewußtsein und Mut zum "eigenen Bild" tut not!

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