Bilder - Geschichten - Bildergeschichten
Jugendstil in der Stuttgarter Schickhardstrasse • Ricoh GRD II
Erzählt dieses Bild eine Geschichte?
Ich würde mal eher sagen - nein!
Ich weiß natürlich, das ist auch vom Betrachter abhängig.
Aber für mich ist das eines der typischen "Sekunden-Bilder" - nicht schlecht, aber auch nicht so spannend, dass man länger als ein, zwei Sekunden am Bild hängen bleibt, bevor man zum Nächsten weitergeht.
Fotos sollen eine Geschichte erzählen, ein Foto aus einer Fotogeschichte soll die ganze Geschichte erzählen können, so hört man immer wieder.
Ein Anspruch, der einem Angst einjagen kann.
Ein Anspruch, der einem Angst einjagen kann.
Was ist den Fotografie? Eine Kopie, ein Duplikat von "es ist so gewesen"?
Klaut man nicht einfach etwas, was bereits da gewesen ist, etwas, dessen Urheber die Fotografin, der Fotograf mit Sicherheit nicht gewesen sind?
Bei dem Foto oben ist es eindeutig.
Es waren Architekten, die diese prächtigen Bauwerke entworfen haben. Sie haben deshalb auch den Verdienst am Abbild (das die Gebäude heute noch abgeben), nicht der, der sie abfotografiert.
Es waren Architekten, die diese prächtigen Bauwerke entworfen haben. Sie haben deshalb auch den Verdienst am Abbild (das die Gebäude heute noch abgeben), nicht der, der sie abfotografiert.
Wie kann man diese Barriere überwinden, wie etwas ins Bild bringen, das über eine technisch gelungen Kopie hinausgeht, dem Bild eine eigene schöpferische Zutat, eine neue Interpretation hinzufügen?
Vielleicht ist das wirklich die Frage aller Fragen an die Fotografie, die seit ihrer Erfindung im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts an diese technische Form des "Malens mit Licht" gestellt wird: Worin besteht denn der schöpferische, der kreative Akt?
Fotografie erzählt heute selten Geschichten.
Sie ist oft inhaltslos, belanglos, flach - Werbefotografie.
Sie ist oft inhaltslos, belanglos, flach - Werbefotografie.
Inhalte werden ersetzt durch eine nie da gewesene technische Perfektion in der Wiedergabe der Wirklichkeit bis hin zur ihrer vollständigen Verfälschung.
Was bleibt ist Leere und Langeweile.
Wer einmal in Ruhe dieses Bild von W. Eugene Smith aus seiner Minamata-Reportage angeschaut hat, der sieht, was es heißen kann: mit Fotos eine Geschichte zu erzählen und dabei so zu fotografieren, dass ein Bild die ganze Geschichte erzählen könnte …
I could see the picture building in what I was trying to say.
I found it emtionally moving, and I found it very difficult to photograph through my tears.
However, I made that photograph.
Lesenswerter Kommentar von Michael K. Trout:
"In den letzten Monaten habe ich mich intensiv um das Thema der Trendanalysen gekümmert und dabei natürlich auch vergangene Epochen betrachtet. Plötzlich erkannte ich, dass immer in Zeiten der wirtschaftlichen Übersättigung – also Zeiten, in denen keine Not vorherrscht – der Ausdruck in Bildenden Kunst zusehends verflachte. Es scheint so, als würde durch geistige Sättigung die zu Bild gebrachte Aussage verflachen …“weiterlesen in "Kommentare"
Sehr interessante Gedanken, die auch mich schon längere Zeit umtreiben.
AntwortenLöschenZuerst wollte ich, weil es so einfach ist, die Schuld auf die digitale Technik schieben, die das Erstellen von Bildern einfach und unkompliziert gestaltet. Aber da war ich auf dem Holzweg.
In den letzten Monaten habe ich mich intensiv um das Thema der Trendanalysen gekümmert und dabei natürlich auch vergangene Epochen betrachtet. Plötzlich erkannte ich, dass immer in Zeiten der wirtschaftlichen Übersättigung – also Zeiten, in denen keine Not vorherrscht – der Ausdruck in Bildenden Kunst zusehends verflachte. Es scheint so, als würde durch geistige Sättigung die zu Bild gebrachte Aussage verflachen. Zudem entsteht eine seltsame Konstellation. Das Abbild des Realen erscheint unspektakulär, die auf die Zukunft gerichteten Wünsche reduzieren sich auf „ewige Jugend“, „immerwährende Schönheit“, Wohlstand und Übersinnliches. Inhaltstiefe ist nicht erwünscht, wird sogar als Störfaktor begriffen.
Nicht nur in der Fotografie, sondern auch in der Literatur, ist aktuell eine Verflachung der Erzählkunst zu beobachten. Begleitend nimmt auch die Berichterstattung in Medien an Informationstiefe ab. Letztendlich geben Veröffentlichungen das wieder, was Konsumenten wünschen. Wenn Tiefe nicht erwünscht ist, kann nur das Seichte den Platz einnehmen. Angebot und Nachfrage. Massenproduktion versus Nischenproduktion. Tiefes und Seichtes gab es parallel schon immer und wird es immer geben. Es ist nur die Frage, was gerade gefordert wird und somit größere Marktpräsenz erlangt. Somit ist Inhaltsleere nicht der medialen Übersättigung, sondern der gesellschaftlichen Grundstimmung zuzuschreiben.
Erzählende Fotografie hat jedoch noch einen weiteren Aspekt, der gleichfalls mit gesellschaftlichen Gegebenheiten korreliert. Einerseits ist das aussagende Einzelbild nur möglich, wenn es in einen bekannten Geschichtsrahmen passt. Besondere Ereignisse sind hier maßgebend. Kriege, Katastrophen, Börsenereignisse und politische Umwälzungen wären Beispiele. Diese Bilder erfordern Nähe und Gespür für den Zeitpunkt, folgen also journalistischen Regeln. In der Vergangenheit war die Mehrzahl der Fotografen wenigstens in Grundzügen journalistisch ausgebildet. Es ist kaum zu glauben, aber dies erfordert mehr als nur einen schnellen Auslösefinger. Selbstverständlich erfordert es auch Glück und eine gewisse Dichte an erzählenswerten Ereignissen, die sich nicht auf unsichtbaren Ebenen vollziehen. Fotografie kann nur den sichtbaren Akt festhalten. Beispiele sind Mauerfall, Auswirkungen von Katastrophen oder Börsenmakler, die sich auf dem Börsenplatz erschießen. Datenschutzskandale sind schlimm aber unsichtbar.
Soweit meine Analyse zur gestellten Frage … sicher nicht umfänglich und allgemeingültig aufgeschlüsselt. Aber immerhin …